Die Sommerwanderfahrt 2020 führte 12 Ruderfreunde/innen von NRG und GTRVN der Elbe von Melnik in der Tschechoslowakei (dort fließt die Moldau in die Elbe) bis nach Meißen. Die Hinfahrt, mit 2 Booten auf dem Hänger und 700 km Strecke eine Tagesaufgabe, wurde u. a. durch einen Halt bei der Brauerei in Pilsen unterbrochen. Die Übernachtung erfolgte in einem einfachen Hotel. Das Abendessen in der sauberen Kleinstadt mit großem Marktplatz nahmen wir nahe dem Schloss Melnik ein, es war üppig („böhmische Küche“) und preiswert. Eine Maskenpflicht bestand dort zu diesem Zeitpunkt nicht (da die Regierung die geplante Verordnung wegen massiver Proteste der Bevölkerung zurückgezogen hatte), wir hatten aber als geschlossene Gruppe einen separaten Speiseraum reserviert.
Am Sonntag stand dann die erste Tagesetappe von 27 km mit 2 Schleusen bis Raudnice bei durchwachsenem Wetter (allerdings überwiegend nur starker Bewölkung statt angekündigtem Dauerregen). Die Elbe wird in der Tschechei durch 6 Großschleusen schiffbar gehalten. Die Schleusungen verliefen alle problemlos und überwiegend angenehm zügig. Die Berufsschifffahrt beschränkt sich auf der Elbe, im Gegensatz z.B. zum Rhein auf ein Minimum, da Gütertransport auf Schiene und Straße dort kostengünstiger und schneller sind. Am späten Nachmittag bezogen wir dann das Quartier für die gesamte restliche Woche im „Landhotel Dresden“.
Der Montag war dann einer der anspruchsvollen Rudertage, denn es galt, auf der Etappe von Roudnice nach Usti nad Labem 40 km zurückzulegen und 3 Schleusen zu bewältigen. Deshalb war das üppige Picknick, von Jochen mit Unterstützung von Jürgen zur Mittagsrast beim Ruderverein Litomerice aufgebaut, besonders wichtig.
Dennoch hatten alle Rudernden rechtzeitig zum Abendessen im griechischen Restaurant Athene nahe dem Ruderverein Usti wieder großen Hunger. Die Wirtin hatte, wie bei der Vorerkundung im Monat zuvor vereinbart, extra am eigentlich freien Tag der Woche ihr Restaurant geöffnet und die Tische bogen sich unter riesigen Portionen von frittierten Sardellen, überbackenem Schafskäse, Souvlaki, Gyros mit reichlich Tsaziki und üppigen Beilagen. Die Rechnung war beschämend niedrig und konnte mit Leichtigkeit aus der Fahrtenkasse beglichen werden. Die für unsere Verhältnisse normale Trinkgeldmenge von 10% wurde mit Jubel angenommen. Unser Geburtstagskind des Tages Günter bekam noch eine Flasche Likör geschenkt, welche unerwartet die gesamte Reisedauer unangetastet überstand. Allerdings sorgte die Fahrtenleitung auch täglich für die obligatorische Weinration zum sogenannten 11 Uhr Loch und auch alle Schleusenwärter erhielten, durch unseren beweglichen Walter über die Schleusenleiter angereicht, ein Weinpräsent überreicht.
Am Dienstagvormittag durchwanderten wir dann die berühmte „Edmunds Klamm“ in Hrensko. Die Schluchten sind an 2 Stellen so eng, das kein Weiterkommen zu Fuß möglich ist und auf Flöße gewechselt wird. Nach dem obligatorischen Mittagspicknickwurde am Nachmittag die Ruderstrecke Usti – Decin (28km und die letzte Schleusung) bewältigt.
Mittwochvormittag erreichten wir dann die Deutsch-Tschechische Grenze, die auf einigen Kilometern links-elbisch noch tschechisches Gebiet umfasst. Bei Kilometer 730 endet die bis dahin absteigende Kilometrierung um dann mit Kilometer 0 auf deutschem Gebiet sich fortzusetzen. Im Kurort Rathen (km 12,5) legten wir die Boote auf der linken Elbeseite in Ufernähe ab und per Fähre ging es auf die rechte Seite wo uns um 14.30 Uhr der Raddampfer „Meissen“, vorbei an Schloss Pillnitz und vielen anderen Sehenswürdigkeiten bis zum Terrassenufer in Dresden brachte.
Diese Strecke von 39 km bis zum RC Dresden bewältigten wir dann am nächsten Tag mit den Ruderbooten. Frühmorgens genossen wir aber zuvor noch den Abstieg von der Bastei (194 mtr. über der Elbe) über die berühmte Basteibrücke. Inzwischen hatte sich Bilderbuchwetter mit strahlend blauem wolkenlosem Himmel und angenehmen Temperaturen durchgesetzt und der Blick ging weit ins Elbsandsteingebirge hinüber auf die Tafelberge, Festung Königstein, bis zu den Ausläufern des Osterzgebirges. Auf der gegenüberliegenden Elbeseite sahen wir bereits unsere Boote am Ufer, die wir dann mit der Gierfähre in Rathen wieder erreichten. Unsere „Heddesdorf“ befreite sich zwar plötzlich von der Verlängerungsleine zur Überführung von Land an die Pritsche, aber glücklicherweise fließt dort die Elbe nur träge und unser Boot war rasch wieder eingefangen. Überhaupt hatten die bewährten Obleute Klaus und Peter ihre ebenfalls erfahrenen Mannschaften im Griff und so verlief die Wanderfahrt entspannt trotz potentiell gefährlicher Gierfähren auf der Elbe.
Freitagvormittag, nach 18 km – kurzer letzter Etappe, erreichten wir den Meißner Ruderclub „Neptun“. Dort wurden die Boote abgeriggert und auf dem Hänger verladen. Am Nachmittag besichtigten wir die Weinbergskirche bei Pillnitz und bei Winzer Rogge gab es eine zünftige Weinprobe mit weitem Blick übers Land elbabwärts bis Dresden und elbaufwärts ins Elbsandsteingebirge.
Der Samstag war dann ausgewiesener „Kulturtag“, ganztägig führte uns charmant und sachkundig Frau Claudia Innerhofer vormittags durch die Festung Königstein und nachmittags per Standrundfahrt durch die Dresdner Außenbezirke und das Villenviertel Blasewitz und anschließend im Stadtrundgang durch den Zwinger, über Theaterplatz, Taschenberg-palais, Hofkirche, Schloss, Stallhof und Fürstenzug vorbei am Neumarkt bis zur Frauenkirche. Dort tafelten wir „wie August der Starke“ in der historischen Schankwirtschaft um dann gestärkt um 20 Uhr durch den Kantor der Frauenkirche, Matthias Grünert, eine musikalische Zeitreise in das barocke Dresden von 1736 durch Bachs Orgelrecital auf der Silbermann-Orgel erleben zu dürften.
Früh am Sonntagnachmittag erreichten wir wieder die heimatlichen Rudervereine und mit gründlicher Bootspflege ging eine der erlebnisreichsten Wanderfahrten, die bei uns aufgrund der ausgewogenen Mischung aus rudersportlichen und kulturellen Ereignissen viele neue bleibende Eindrücke hinterließ, zu Ende.