Geschichte

Vereinsgeschichte in Kurzform.

Die zehn Männer, die am 21. Juni 1883 um Hermann Vetter die Neuwieder Ruder-Gesellschaft gründeten waren von klein auf richtige Wasserratten und hatten mit waghalsigen Ruderkunststückchen in der Nähe von Schleppbooten schon manchen braven Bürger in hellen Schrecken versetzt.
An jenem Tag hatte Hermann Vetter seine alten Schulkameraden, mit denen er schon manches nette Wiedersehen gefeiert hatte, zu einem Fäßchen Bier eingeladen.

Vereinszimmer in Hotel zum goldenen Anker

Die Stimmung wuchs, je mehr sich das Fäßchen leerte. Da tauchte plötzlich der Gedanke auf, einen Verein zu gründen. Aber was für einen Verein?
Stammtisch und Turnverein wurden abgelehnt. Über einen Gesangverein wurde schon ernsthafter diskutiert.
Bis Hermann Vetter meinte „Wir gründen einen Ruderclub!
„Ja, das ist’s, was uns fehlt“ stimmten sie zu. Noch am gleichen Abend wurde der Vorstand gebildet: Otto Klein als Vorsitzender, Hermann Vetter als Kassierer, Josef Wirtz als Hauptmann (später „Instruktor“), F. Stadler Schriftführer, C. Hünermann Verwalter.

Das erste eigene NRG-Boot wurde noch im gleichen Jahr auf den Namen „Bismarck“ getauft und der Fürst Wilhelm zu Wied übernahm das Protektorat über die Gesellschaft.

Bereits 1884 entstand ein einfacher Holzschuppen in Selbstarbeit und durch Spenden. 1885 traute sich die erste NRG-Mannschaft zu einer Regattateilnahme auf der Mittelrheinregatta in Koblenz und bereits 1886 fand die erste Neuwieder Regatta auf der 2 km langen Strecke vom Schloß bis zur Wiedmündung statt. Hier holte der NRG-Vierer mit Maschmeyerm, Wagner, Fritsch, Stracke und St. Löcher den ersten Sieg für die Farben der NRG.

So ruderten sie vor über hundert Jahren

Im folgenden verlief die Geschichte der NRG im Wandel der damaligen Zeit. 1897 kam Kaiser Wilhelm nach Neuwied und Namen von bedeutenden NRG-Mitgliedern wie der unvergessene treue Bootsdiener Heinrich Lübbert oder Fritz Baumeister, Emil Genthe oder Heinrich Serresse und viele andere mehr schrieben die Geschichte, bevor der Erste Weltkrieg seine Spuren in unserer Chronik hinterließ und von 1914 bis 1918 die Vereinstätigkeit vollkommen still legte.
27 aktive Ruderer mußten ins Feld ziehen. Neun von ihnen sind gefallen und sahen ihr Bootshaus nie wieder.

Es folgte ein Aufschwung. Das bereits 1908 erste massiv gebaute Bootshaus wurde 1926 – mitten in der Inflation – erweitert und bekam die schöne Fassade zur Rheinseite, die auch heute noch fast unverändert geblieben ist.
Als Beitrag mußten seinerzeit monatlich 55 Millionen Mark bezahlt werden und als Bau-Umlage waren sogar 5 Billionen Mark fällig.
Die NRG-Ruderer Adolf Hansult und Hermann Rath gingen in dieser Zeit sogar – allerdings für den Kölner Club für Wassersport – auf deutschen Meisterregatten erfolgreich an den Start.

Die Helden des Hochwassers, die jungen Ruderer, fanden dieses Ereignis eigentlich alles andere als schrecklich, den das bedeutete zusätzlichen Urlaub. Natürlich blieb da genügend Raum für Späßchen, wenn man den innerstädtischen venezianischen Gondel-Verkehr mit jungen Damen aufnahm oder zum Frühschoppen ans Café Kaiser geruderte. Damit war allerdings Schluß, als 1931 der sieben Kilometer lange Deich fertiggestellt wurde.
Es war sportlich eine sehr erfolgreiche Zeit der NRG, die auf vielen DRV-Regatten im Einer, Zweier, Vierer und Achter Sieg um Sieg einfuhr.
1930 wurde eine Damenabteilung gegründet, die sich bald schon sehr erfreulich entwickelte.

Noch heute erinnert im Bootshaus eine Gedenktafel an die in den beiden Weltkriegen gefallenen Ruderkameraden.

1938 wird der Nachbarruderverein GTRVN vom Verbot der Schülerrudervereine betroffen und in die NRG eingegliedert und kurz darauf wird die NRG vom Kriegsausbruch erneut schwer betroffen, denn das Bootshaus wird bereits 1939 von der Wehrmacht zum Brückenschutz mit einer Flakeinheit belegt.
Dennoch konnte aufgrund der sehr aktiven Jugend und Damenabteilung noch ein verhältnismäßig starker Ruderbetrieb weiterführt werden und sogar 1942 wurden auf Regatten 20 glänzende Siege herausgefahren. Schon zwei Jahre zuvor mußte die NRG den größten Teil der Regattapokale im Rahmen der Metallablieferung für Kriegszwecke abgeben. Für viele der NRG-Jungen, die auf diesen Regatten teilnahmen waren es die letzten herrlichen Tage im friedlichen sportlichen Wettkampf.

Dann zogen sie ins Feld und immer größer wurde die Liste der gefallenen Ruderkameraden.

Die schwersten materiellen Verluste traf die NRG erst, als die Waffen schwiegen. Machtlos mußten die wenigen jungen Ruderer und Ruderinnen zusehen, wie die amerikanischen Besatzungstruppen – wohl wegen der Hakenkreuze in den vorgeschriebenen Reichssportbundflaggen oder Namen wie „Bismarck“ – die Boote zertrümmerten, verbrannten und in den Rhein warfen.

Nur ein Bruchteil der Boote konnte damals mehr oder weniger beschädigt sichergestellt werden.
1946 wurde das unbewohnte Bootshaus bis auf den letzten Nagel geplündert. Nur noch die kahlen Mauern standen noch als sich die ersten Gruppen heimkehrender Mitglieder an das Aufräumen machten.

1948 fand im Leseverein eine neue Gründungsversammlung statt. Es wurde hier in einer Art Zwangsehe mit dem NKC die „Neuwieder Ruder- und Kanu-Gemeinschaft“ aus der Taufe gehoben, weil die französische Militärregierung neben dem NWV und NSV09 nur noch einen dritten Wassersportverein erlaubte. Diese Zwangsehe wurde zwar schon 1950 wieder gelöst und die NRG führte fortan wieder den gewohnten Namen, doch die Kanuten des NKC konnten erst 1953 anläßlich der 300-Jahr-Feier der Stadt Neuwied ihr neuerrichtetes Bootshaus beziehen und damit Platz für den angewachsenen Bootspark der NRG machen.

Die NRG erlebte in den folgenden Jahren einen sagenhaften Aufschwung und entfaltete neben sportlichen auch viele gesellschaftliche Aktivitäten wie die berühmten Rudererbälle oder legendären Kolibri-Kabarettabende.
1956 hatte der wieder lebhaft Rudersport treibende GTRVN im NRG-Bootshaus Aufnahme und Unterstützung durch Bereitstellung von Booten gefunden. Doch schon ein Jahr später konnten er anlälich seines Jubiläums die Hälfte des eigenen Bootshauses wieder beziehen.
Die NRG präsentierte 1958 anläßlich ihres 75-jährigen Jubiläums den neuen Bootshauserweiterungsbau. Die Brüder Josef und Bernhard Schmitt setzten die Umbaupläne maßgeblich um.