Und plötzlich „Skifferin“
Mein Ruderleben verläuft aufgrund von oder gerade wegen Corona (zum Glück) wie im Zeitraffer.
Am 4. Juli 2019 über den Schnupperkurs zur NRG gekommen und natürlich auch Mitglied geworden, konnte ich erste Erfahrungen im Heimatgewässer sammeln. Durch diverse glückliche Umstände und eine Skifreizeit bin ich zwischenzeitlich auch Mitglied im GTRVN.
Zwei Vereine, viele verschieden Boote, tolle Menschen und scheinbar unendliche Möglichkeiten…. Erste Wander- bzw. Tagesfahrten (Amsterdam-Light-Festival, Bonn, Bad Honnef, Boppard).
Dann kam Corona…. Einstellung des Ruderbetriebs…. Und jetzt? Zu Hause Ruderergometer fahren…stärker aus der Krise kommen als ich reingegangen bin. Für die Fitness /Kraft-Ausdauer super, aber auf Dauer doch ganz schön eintönig.
Endlich erste Lockerungen, Einer und Zweier fahren erlaubt. Na toll und was ist mit den Anfängern? Zum Glück fanden sich lieber Menschen (Patrik, Biggi, Gunter…), die mich hin und wieder den Rhein hoch und runter gezogen haben. Na ja größtenteils zumindest. Gelernt habe ich dabei trotzdem einiges z.B. dass der Deich gefühlt 1000 Treppenstufen hat wenn man zu zweit ein Boot darüber trägt; warum Ruderer einen immer mit der Außenseite der Hand streicheln (Blasen über Blasen) und was man unter Ruderbräune versteht. Alles in allem also unvergessliche Erfahrungen 😉
Anfang Mai dann etwas wirklich Neues, ein leichtes Boot, verdammt lang , schmal und wahnsinnig kibbelig. Ich musste verrückt sein. Ich saß in einem Doppelrennzweier (Albatros / GTRVN). Kam, mit Hilfe meiner menschlichen Stützräder, auch bis in den Yachthafen und zurück. Anti-Wackel-Hände-zusammen-Training Teil 1 war abgeschlossen. Das Ganze ein paar Tage später, gepaart mit einigen Stabilisierungsübungen noch einmal, Anti-Wackel-Hände-zusammen-Training Teil 2 sozusagen. Ich wurde, zumindest gefühlt, langsam sicherer. Das konnte für’s Erste wohl auch kaum getopped werden?
Oh doch…. konnte es!!
Am 25. Mai 2020, also 10 Monate und gerade mal 400 km Rudererfahrung später, war es tatsächlich so weit. Ich sollte oder besser durfte einen Renneiner „Skiff“ (Andun / PSVK / NRG) auf der Mosel fahren. Bereits das Einsteigen war schon eine Herausforderung. Mit einer für Außenstehende vermutlich lustig anmutenden Akrobatikeinlage schaffte ich es jedoch, auf dem Rollsitz Platz zu nehmen. Wenn ein Doppelrennzweier kibblig ist, kenne ich wohl kein Wort für ein Skiff. Aber alles wird gut. Augen zu und durch. Du kannst das. Was hat dein Trainer (Patrik) immer gesagt? Plätten auf’s Wasser, Hände zusammen, Rückenlage, das macht das Boot stabil. Von wegen. Alles leichter gesagt als getan. Aber mein erklärtes Ziel für diesen Tag war ja ohnehin nur, da die Wassertemperatur nämlich wenig einladend war, nicht reinfallen! Patrik hielt mich vom Steg aus eine ganze Zeit lang fest, damit ich ein Gefühl für’s Boot bekommen und diverse Übungen absolvieren konnte. Okay das reicht dann aber auch für heute! Hey, was macht der da? Der lässt aus heiterem Himmel einfach los! Ich war auf mich alleine gestellt. Ein déjà vue, wie damals als Kind beim ersten Mal Fahrrädchen fahren ohne Stützräder…. Aber es klappte, ich fuhr…. Puh, ganz schön aufregend und vor allem keine Zeit zum Nachdenken, geschweige denn die Abendstimmung zu genießen. Ich wollte schließlich immer noch nicht reinfallen. Außerdem so schwer konnte das doch gar nicht sein. Bei anderen und auf den Videos sah das ja auch immer so spielerisch aus.
Ich schaffte es auch tatsächlich, eine anfangs noch recht wacklige, später dann stabiler werdende Runde zu drehen, kein Bad in der Mosel zu nehmen und wieder sicher am Steg anzulegen. Jetzt nur noch galant, und zwar nicht zwischen Boot und Steg, aussteigen und alles wäre perfekt. Fester Boden unter den Füßen und ein Grinsen im Gesicht, das ich wohl so schnell nicht ablegen würde. Freue mich schon auf’s nächste Mal. Danke für alles!