Surfen statt Rudern – oder Wellenreiten auf der Ostsee

Nachdem ich ja Anfang Juli unsanft ausgebremst wurde, war ich eine Zeit lang ruhig(gestellt). Das ist für so einen Wippelsterz wie mich natürlich die Höchststrafe. Die drei Monate Zwangspause habe ich dann auch bereits nach einem Monat selbstständig beendet.

Da bekomme ich die Möglichkeit zur Ausbildung im Riemen-Rudern und kann nicht teilnehmen?! Nein, das geht nicht. Also kurzer Hand die mahnenden Worte vom Doc ignoriert und ab zum Training. Crashkurs von Stefan „Kunzi“ Kunz und ab ins Boot. Da versucht man sich anzutrainieren, die Beine zusammenzulassen und soll jetzt plötzlich das dem Riemen abgewandte Bein abspreizen? Und Augen im Boot geht auch nicht, wenn man den „Uhublick“ anwenden soll, nämlich dabei den Kopf in Richtung Riemen drehen und beim Vorrollen erst wieder ins Boot. Aber letztlich hat es gut geklappt und vor allem Riesenspaß gemacht. Zwei weitere Male, einmal mit Peter Daberkow und einmal mit Hans-Peter Goldscheid, durften wir in der „Stadt Neuwied“ aufs Wasser. Ich hoffe sehr, dass das Riemen-Rudern als fester Bestandteil im allgemeinen Ruderbetrieb integriert und weiter ausgebaut wird.

Und dann kommt plötzlich ein Anruf ob ich ggf. Lust und Zeit hätte, die Genf-Mannschaft im Training zu steuern. Ich? Nein! Na klar, das kann ich mir doch nicht entgehen lassen. Zumal ich ja über langjährige Steuererfahrung verfüge, in Wahrheit, zwei Mal Rhein bis km 603 und ein Mal Ruhr bzw. Baldeneysee. Aber es ist ja auch „nur“ die Genf-Mannschaft. Hab die vier Jungs jedenfalls heil bis zur 599 und zurückgebracht. Krippen ansteuern übe ich noch ein wenig. Und einem Markus Müller folgen auch. Die ein oder andere Fahrkarte sollte für die Jungs jedoch kein Problem dargestellt haben, schließlich wollten sie ja trainieren und nicht über den Rhein treiben. Zudem kann es auch nicht so schlimm gewesen sein, denn ich durfte das Ganze noch einmal wiederholen und zur Krönung von Neuwied bis zum KCfW steuern. Falsch, die Krönung war, dass ich von Neuwied nach Bonn komplett und auf der Fahrt von Neuwied zum KCfW ein Teilstück mit den Jungs rudern durfte. Natürlich nicht im Regattatempo, aber dennoch zügig. Größtes Kompliment „Einsatz gehalten, ruhig auf der Rolle. Du hast nicht gestört“.

Alles eine gute Vorbereitung auf mein großes Ziel „Island“… der 23. August rückt schließlich immer näher. Am 17. August dann die niederschmetternde Nachricht, Island führt wegen steigender Corona-Fallzahlen eine Einreisequarantäne für alle Touristen ein. Bislang war Deutschland ausgenommen. Jetzt heißt es PCR-Test am Flughafen, ab ins Hotel, 5 Tage später zweiter PCR-Test. Erst wenn beide Test negativ sind, kann mit der eigentlichen Reise begonnen werden. Ziemlich blöd, bei Wechselquartieren und wenn man von 17 Tagen 13 Rudertage geplant hat. Dann die nächste Nachricht, kein Campingplatz, kein Hostel, keine Quartiere mit gemeinschaftlichen sanitären Anlagen. Und das war dann das endgültige Aus. Die Reise wurde abgesagt.

Und jetzt? Treffen wir uns einfach alternativ mit der Gruppe (größtenteils KSTler) auf Rügen zum Rudern. Ist ja schließlich fast das gleiche wie Island. Nur ohne Vulkane, Eislagunen, Fjorde, Geysiere etc.

Gesagt getan. Unser Standquartier für die Zeit vom 3. bis 7. September war das NoHotel in Dranske auf Rügen. Getroffen wurde sich gegen Mittag in Suhrendorf auf der Halbinsel Ummanz. Gruppe kennenlernen, Boote abladen, aufriggern etc.. Irgendwie sehen die Boote anders aus, wie die Boote die ich bis dahin kannte. Nicht verwunderlich, es sind Inrigger. Also See-Gig-Boote, breiter, kürzer, wellengängiger und mit kurzen Auslegern. Zum Rudern sollte ich allerdings vorerst nicht kommen, denn wir sollten unterbesetzt nach Dranske rudern und damit wir auch noch im Hellen ankommen, entschied unser Obmann Patrik, dass er und Wawa (wahnsinniger Wanderfahrer – 16 Äquatorpreise) rudern und ich steuere. Moment mal, über den Bodden auf die offene Ostsee? Nee nee nee. Doch doch doch. „Sei froh, dass wir heute noch so gute Bedingungen haben“. Na vielen Dank auch. Kein Steg zum einsetzen, Kneippkur und Fangopackung war angesagt. Irgendwann saß dann jeder auf seinem Platz und es konnte losgehen. Merkwürdiges Gefühl, wenn man die erste halbe Stunde nur eine Handbreit Wasser unter dem Kiel hat. Später in der Fahrrinne wurde es dann merklich besser. Seekarte auf dem Schoss, an den Tonnen orientieren und irgendwie ohne allzu großen Umweg Dranske finden. Doof nur, dass es irgendwann eine letzte Tonne gibt und man dann raten darf oder einfach nur gut navigieren kann, räusper. Ernsthaft, dank Google bekam ich dann den Standort, wo wir an Land gehen sollten. Beim ersten Versuch hatte ich mich zwar für die falsche Einfahrt entschieden, da man zwischen den Wellenbrechern widererwarten nicht hin- und herfahren kann. Aber im zweiten Anlauf hat es dann geklappt. Boot raus und ab in die Unterkunft.

Am nächsten Morgen dann Tourbesprechung und Bootseinteilung. Es sollte nach Kloster auf Hiddensee gehen. Hörte sich erst mal recht spannend an. Unter Windstärke 5 bis 6 konnte ich mir eh nicht viel vorstellen. Als ich die Brandung sah, bekam ich jedoch nicht nur vom Wasser sprichwörtlich kalte Füße. Half ja nix. Es war quasi ein fliegender Start. Ins Boot springen, anschieben lassen, los rudern. Nicht fragen, machen. Einstellen können wir später noch. Nein, ich war überhaupt nicht überfordert. Ich habe nur einen Krebs nach dem anderen gefangen, was bei dem Wellengang nicht wirklich lustig war. Obmann Patrik und an dem Tag auch Steuermann fragte mich, ob es überhaupt Sinn machen würde oder ob wir nicht lieber wieder an Land sollten. Ich war sowohl der Verzweiflung als auch den Tränen nahe. Es konnte doch nicht sein, dass ich das Rudern verlernt hatte. Zumindest auf Backbord, auf Steuerbord ging es einwandfrei. Da drehte sich Jochen rum und sagte „Doch, es hat Sinn, die Dolle ist bloß falsch herum“. An Peinlichkeit eigentlich nicht zu überbieten, aber vor lauter Aufregung bzw. im Eifer des Gefechts hatte ich meinen Ruderplatz nicht noch mal kontrolliert. Bei Windstärke 6 und meterhohen Wellen, kann man dann auch in aller Ruhe die Dolle aufdrehen, Skull raus, Dolle drehen, Skull wieder einsetzen, Dolle zudrehen. Das Boot hat zwar keinerlei Ruderwirkung und treibt wie ne Nußschale rum, aber was soll‘s. Endergebnis, ich kann doch noch rudern. Dank Patrik und seiner Erfahrung kamen wir dann auch tatsächlich in Kloster an. Bloß wo waren die anderen? Kurz drauf die Nachricht, sie haben es nicht geschafft, sind an der ersten Tonne bereits umgekehrt. Und das Novizenboot (zwei Anfänger, zwei alte Hasen) sollte es als einziges von drei Booten geschafft haben? Unmöglich! War aber so. Da wir ziemlich viel Wasser übernommen hatten und völlig durchnässt waren, wurde sich ausgezogen so weit möglich und die Klamotten in die Sonne gehängt. Zur Belohnung gab es dann ein Fischbrötchen und ein Radler beim „Räucherfisch Willi“. Und da ja auch ein wenig Kultur sein muss, haben wir einen Spaziergang zum Leuchtturm unternommen und uns noch einen Cappuccino und ein Stück Sanddornkäsekuchen gegönnt. Nachdem wir genug Kräfte für den Rückweg gesammelt hatten, ging es zurück nach Dranske. Klamotten trocknen hätten wir uns allerdings sparen können. Wir kamen wieder genauso nass an, dieses Mal jedoch auf der Ostseite im Bodden. Wir wurden mit „Da kommen die Helden ja endlich“ zum Abendessen begrüßt und ich muss sagen, ich war ja schon ein wenig stolz.

Am nächsten Tag wurde entschieden nicht wieder auf die Ostsee zu fahren, sondern im Bodden zu bleiben. Die Verhältnisse hatten sich noch etwas verschlechtert und es würde ohnehin schwierig genug, überhaupt zu rudern. Als Ziel wurde Breege ausgemacht. Gleiches Boot, gleiche Mannschaft. Dieses Mal steuerte Jochen. Zwischenzeitlich fühlte ich mich weniger wie auf Ruderplatz eins, eher im Hauptwaschgang mit Vorwäsche. Er hat keine Welle ausgelassen und mich ordentlich mit Ostseewasser bedacht. Aber alles halb so schlimm. Es waren immerhin 13 Grad. In Island wäre es kälter gewesen. In Breege angekommen und leicht illegal an einem Privatsteg angelegt (verbotener Weise über einen Zaun klettern inklusive), Klamotten aus, Fischbrötchen essen, Klamotten an und zurück. Nix ausruhen, Kräfte sammeln. Die Verhältnisse sollten sich nochmals verschlechtern, so dass Eile geboten war. „Du steuerst!“ Na bravo. Wir sollten uns am Schilf entlanghangeln und möglichst den Windschutz vom Land suchen. Leichter gesagt als getan, wenn man so gut wie kein Wasser unterm Kiel hat und die zweite Bucht einem Mienenfeld gleicht. Ein Stein neben dem anderen. Zum Glück haben Kormorane die meisten kritischen Stellen markiert. Unterm Strich half es nicht viel, ich musste weiter raussteuern Richtung Fahrrinne. Stärkerer Wind, heißt mehr bzw. höhere Wellen. Und wenn man dann keine Ahnung hat, was man da eigentlich macht… aber was hat Biggi Korch gesagt „Du fährst doch Motorrad, Wellen muss man im Arsch haben“. Und das habe ich augenscheinlich. Wir haben deutlich weniger Wasser bei schlechteren Bedingungen übernommen und ich bin regelrecht hoch und wieder runtergesurft. Nur irgendwie hat man mir den Spaß, den ich dabei hatte nicht wirklich angesehen, denn Patrik meinte, ich solle mal Lachen und nicht so angestrengt gucken. Meine Mannschaft war jedenfalls sehr zufrieden mit mir und ich mächtig stolz.

Tag Drei – Landtag – keine Wellen, aber Wind und Wasser (Regen) satt. Die Boote 2 und 3 wollten es dann an diesem Tag nochmals nach Hiddensee wagen, was ihnen auch gelungen ist. Während wir uns Kap Arkona, Prora und Binz angesehen haben.

Am letzten Tag ging es noch mal im Ruderboot über den Bodden nach Ralswiek, wo wir mit dem Hänger abgeholt werden sollten. Und weil ich ja bereits zwei Tage zu vor meinen Surfschein erworben hatte, wurde ich erneut als Steuerfrau auserkoren. Die Bedingungen waren, sagen wir „na ja“. Es sah zuerst einmal recht ruhig aus, aber das war im wahrsten Sinne des Wortes die Ruhe vor dem Sturm. Kaum waren wir an der Zufahrt zum Jasmunder Bodden angekommen, war wieder Wellenreiten angesagt. Wenn die Wellen ja wenigstens immer gleich wären. Vor allem waren sie kaum vorhersehbar und tauchten teilweise aus dem Nichts auf. Einmal sind wir gefühlt mehrere Sekunden auf einer Welle gesurft. Ein Wahnsinns Gefühl. Man hängt echt in der Luft und ist der Wassergewalt ausgeliefert. Aber es macht unheimlich Spaß und Patrik meint, ich würde steuern, als hätte ich noch nie was anderes gemacht. Nach einem etwas ungewöhnlichen Kurs, okay kleinem Umweg, da ich eine Tonne übersehen bzw. die Karte falsch gelesen, fand ich letztlich aber doch die Einfahrt nach Ralswiek. Und einen perfekten Sandstrandabschnitt zum Anlegen. Ein letztes Mal nasse Füße, Boot raus, abriggern, Boot verladen. Schade, dass es schon vorbei war. 148 wunderschöne Kilometer. Ich habe enorm viel gelernt und bin dankbar, dass ich das alles erleben durfte.

Fahrtenleiter Stefan meinte jedenfalls, es sei die perfekte Generalprobe für Island gewesen. Schocken kann mich jetzt zumindest nicht mehr viel. Hoffen wir nur, dass die Tour im nächsten Jahr stattfinden kann.

Eins möchte ich Euch allerdings noch sagen…sollte noch einmal jemand über Wellen auf dem Rhein jammern, dem spendiere ich einen Tagestrip bei Windstärke 6 auf der Ostsee. DAS sind Wellen. Ich garantiere Euch, derjenige wird anschließen nie wieder jammern.

Corinna Schneider

Burger-Tour am 26.06.2020 und dann von Hundert auf Null

Nach der Wanderfahrt ist vor der Wanderfahrt. Die Corona-Auflagen wurden erneut gelockert. Endlich sind wieder Tagestouren mit bis zu 10 Personen möglich. So konnte auch Patrik’s alljährliche Burger-Tour von Neuwied nach Bad Honnef doch noch stattfinden.

Aber normal, also so wie immer, war es natürlich trotzdem nicht. Das dürfte Euch nach meinen bisherigen Berichten eigentlich schon im Vorfeld klar sein 😉

Zum einen konnte ich quasi hinter die Kulissen schauen, wie so eine Fahrtenplanung von Statten geht. Boote reservieren, Hänger und Vereinsbus reservieren. Teilnehmerliste erstellen, Tisch in der Burgermeisterei reservieren und Essen vorbestellen. Fahrdienst organisieren, Hänger nach Bad Honnef bringen etc.. Selbst so eine vermeintlich kurze Tages- bzw. in diesem Fall Abendtour erfordert einiges an Vorbereitung und vor allem Zeitaufwand. Hier konnte ich tatkräftig unterstützen und ich muss sagen, es macht echt Spaß, sich nicht nur einfach ins Boot zu setzen und anschließend nach einer schönen Tour wieder nach Hause zu fahren, sondern auch das ganze drum herum zu erleben.

Dass daraus noch eine besondere Burger-Tour wurde, hat etwas mit einer vollen und extrem schweren schwarzen Mülltonne zu tun. Und der Tatsache, dass man sich mit einer solchen nicht anlegen sollte, wie Patrik mittwochs vor der Burger-Tour am eigenen Leib erfahren sollte. Wenn sich ein solches Ungetüm selbständig machen will, sollte man es dies auch tun lassen, sonst endet es in der Notaufnahme. Vier offene Fingerknöchel, einmal nähen bitte und noch weitere Abschürfungen. Kein Rudern, kein Steuern möglich. Aber absagen, kam natürlich auch nicht in Frage!

Zwischenzeitlich hatten sich uns noch sechs NRGler angeschlossen, weshalb ohnehin noch mal umgeplant werden musste. So hatten wir eine Wanderfahrt in der Wanderfahrt. Einen zweiten Tisch reservieren und Essen nachträglich bestellen, war dabei natürlich ein Leichtes für mich. Dass jedoch noch sechs Personen zusätzlich nach Hause wollten, war da schon schwieriger. Bei einer reinen GTRVN-Tour hätten wir zusätzlich zu dem 9er-Bus ohnehin ein weiteres Fahrzeug oder den ÖPNV gebraucht. So kam es mir sehr recht, dass Holle sich anbot, seinen Siebensitzer zur Verfügung zu stellen.

Donnerstag abends brachten wir also Bus mit Hänger und Holle’s Auto nach Bad Honnef. Und ab da wurde es kompliziert. Patrik konnte ja nicht Rudern und nicht Steuern. Und als Fahrtenleiter mit dem Zug nachkommen…. blöd! Da kam dann Markus ins Spiel. „Ist doch kein Problem, wir kriegen den schon nach Honnef“. Gesagt getan. Die Julle also ganz normal als Doppelvierer mit Steuermann und die Rolandsbogen als Doppelvierer mit ohne Steuermann. Klingt komisch? War es auch. Markus hat die Rolandsbogen fussgesteuert und Patrik saß auf dem Steuersitz nur ohne steuern. Als Kielschwein quasi. Wobei er sich wohl eher als römischer Feldherr auf einer Sklavengaleere gefühlt haben wird, seinen Kommentaren nach zu urteilen jedenfalls. Die Zeit dazwischen überbrückte er damit, Videos unserer Ruderkünste zu drehen. Zum Glück durfte ich die Tour wenigstens noch genießen, denn natürlich wurden die Videos tags drauf analysiert und mir meine Schwächen aufgezeigt. Ganz aufdrehen, knackiger Setzen, nicht auswaschen, Rhythmus halten… Eigentlich fand ich zwar, es sah schon ganz gut aus, nur leider gibt es halt Slow-motion…. viel Arbeit kann ich dazu nur sagen….

In Bad Honnef angekommen, wurden die Boote verladen und ab ging’s eine Stunde zu früh…. Wir hatten extrem großzügig geplant oder waren einfach nur flott unterwegs, weil uns ein Gewitter im Nacken hing… In die Burgermeisterei. Das traditionelle Gruppenfoto wurde dabei ganz Corona-konform mit Mund-Nase-Maske gemacht. Aber wat mut dat mut.

Es war echt eine tolle Tour, die im nächsten Jahr ihre Fortsetzung hoffentlich wieder mit mehr Personen finden kann.

Für die Woche darauf stand die Leverkusen-Tour mit Bettina und Martin Grzembke auf dem Plan. Meine oben erwähnten Schwächen wollte ich dabei natürlich angehen. Nur leider ist es dazu nicht gekommen. Ich wurde extrem unsanft ausgebremst. Mit Schmerzen im linken Arm fuhr ich zu Ivo, meinem Arzt des Vertrauens. Nach einem Umweg über das DRK-Krankenhaus kam ich mit einem komplett gewickelten Arm wieder nach Hause. Ein Gefühl wie bei Monopoly „gehen Sie nicht über Los, begeben Sie sich direkt ins Gefängnis“. Ich hatte Ruderverbot.

Tja, nun bleibt mir nur die Hoffnung, dass ich ganz bald wieder erste Male erleben oder bereits erlerntes festigen und somit wieder Rudern kann bzw. darf.

Ihr werdet von mir lesen, so oder so….

Corinna Schneider

                               

Sommerwanderfahrt 2020 auf der Elbe

Die Sommerwanderfahrt 2020 führte 12 Ruderfreunde/innen von NRG und GTRVN der Elbe von Melnik in der Tschechoslowakei (dort fließt die Moldau in die Elbe) bis nach Meißen. Die Hinfahrt, mit 2 Booten auf dem Hänger und 700 km Strecke eine Tagesaufgabe, wurde u. a. durch einen Halt bei der Brauerei in Pilsen unterbrochen. Die Übernachtung erfolgte in einem einfachen Hotel. Das Abendessen in der sauberen Kleinstadt mit großem Marktplatz nahmen wir nahe dem Schloss Melnik ein, es war üppig („böhmische Küche“) und preiswert. Eine Maskenpflicht bestand dort zu diesem Zeitpunkt nicht (da die Regierung die geplante Verordnung wegen massiver Proteste der Bevölkerung zurückgezogen hatte), wir hatten aber als geschlossene Gruppe einen separaten Speiseraum reserviert.

Am Sonntag stand dann die erste Tagesetappe von 27 km mit 2 Schleusen bis Raudnice bei durchwachsenem Wetter (allerdings überwiegend nur starker Bewölkung statt angekündigtem Dauerregen). Die Elbe wird in der Tschechei durch 6 Großschleusen schiffbar gehalten. Die Schleusungen verliefen alle problemlos und überwiegend angenehm zügig. Die Berufsschifffahrt beschränkt sich auf der Elbe, im Gegensatz z.B. zum Rhein auf ein Minimum, da Gütertransport auf Schiene und Straße dort kostengünstiger und schneller sind. Am späten Nachmittag bezogen wir dann das Quartier für die gesamte restliche Woche im „Landhotel Dresden“.

Der Montag war dann einer der anspruchsvollen Rudertage, denn es galt, auf der Etappe von Roudnice nach Usti nad Labem 40 km zurückzulegen und 3 Schleusen zu bewältigen. Deshalb war das üppige Picknick, von Jochen mit Unterstützung von Jürgen zur Mittagsrast beim Ruderverein Litomerice aufgebaut, besonders wichtig.

Dennoch hatten alle Rudernden rechtzeitig zum Abendessen im griechischen Restaurant Athene nahe dem Ruderverein Usti wieder großen Hunger. Die Wirtin hatte, wie bei der Vorerkundung im Monat zuvor vereinbart, extra am eigentlich freien Tag der Woche ihr Restaurant geöffnet und die Tische bogen sich unter riesigen Portionen von frittierten Sardellen, überbackenem Schafskäse, Souvlaki, Gyros mit reichlich Tsaziki und üppigen Beilagen. Die Rechnung war beschämend niedrig und konnte mit Leichtigkeit aus der Fahrtenkasse beglichen werden. Die für unsere Verhältnisse normale Trinkgeldmenge von 10% wurde mit Jubel angenommen. Unser Geburtstagskind des Tages Günter bekam noch eine Flasche Likör geschenkt, welche unerwartet die gesamte Reisedauer unangetastet überstand. Allerdings sorgte die Fahrtenleitung auch täglich für die obligatorische Weinration zum sogenannten 11 Uhr Loch und auch alle Schleusenwärter erhielten, durch unseren beweglichen Walter über die Schleusenleiter angereicht, ein Weinpräsent überreicht.

Am Dienstagvormittag durchwanderten wir dann die berühmte „Edmunds Klamm“ in Hrensko. Die Schluchten sind an 2 Stellen so eng, das kein Weiterkommen zu Fuß möglich ist und auf Flöße gewechselt wird. Nach dem obligatorischen Mittagspicknickwurde am Nachmittag die Ruderstrecke Usti – Decin (28km und die letzte Schleusung) bewältigt.

Mittwochvormittag erreichten wir dann die Deutsch-Tschechische Grenze, die auf einigen Kilometern links-elbisch noch tschechisches Gebiet umfasst. Bei Kilometer 730 endet die bis dahin absteigende Kilometrierung um dann mit Kilometer 0 auf deutschem Gebiet sich fortzusetzen. Im Kurort Rathen (km 12,5) legten wir die Boote auf der linken Elbeseite in Ufernähe ab und per Fähre ging es auf die rechte Seite wo uns um 14.30 Uhr der Raddampfer „Meissen“, vorbei an Schloss Pillnitz und vielen anderen Sehenswürdigkeiten bis zum Terrassenufer in Dresden brachte.

Diese Strecke von 39 km bis zum RC Dresden bewältigten wir dann am nächsten Tag mit den Ruderbooten. Frühmorgens genossen wir aber zuvor noch den Abstieg von der Bastei (194 mtr. über der Elbe) über die berühmte Basteibrücke. Inzwischen hatte sich Bilderbuchwetter mit strahlend blauem wolkenlosem Himmel und angenehmen Temperaturen durchgesetzt und der Blick ging weit ins Elbsandsteingebirge hinüber auf die Tafelberge, Festung Königstein, bis zu den Ausläufern des Osterzgebirges. Auf der gegenüberliegenden Elbeseite sahen wir bereits unsere Boote am Ufer, die wir dann mit der Gierfähre in Rathen wieder erreichten. Unsere „Heddesdorf“ befreite sich zwar plötzlich von der Verlängerungsleine zur Überführung von Land an die Pritsche, aber glücklicherweise fließt dort die Elbe nur träge und unser Boot war rasch wieder eingefangen. Überhaupt hatten die bewährten Obleute Klaus und Peter ihre ebenfalls erfahrenen Mannschaften im Griff und so verlief die Wanderfahrt entspannt trotz potentiell gefährlicher Gierfähren auf der Elbe.

Freitagvormittag, nach 18 km – kurzer letzter Etappe, erreichten wir den Meißner Ruderclub „Neptun“. Dort wurden die Boote abgeriggert und auf dem Hänger verladen. Am Nachmittag besichtigten wir die Weinbergskirche bei Pillnitz und bei Winzer Rogge gab es eine zünftige Weinprobe mit weitem Blick übers Land elbabwärts bis Dresden und elbaufwärts ins Elbsandsteingebirge.

Der Samstag war dann ausgewiesener „Kulturtag“, ganztägig führte uns charmant und sachkundig Frau Claudia Innerhofer vormittags durch die Festung Königstein und nachmittags per Standrundfahrt durch die Dresdner Außenbezirke und das Villenviertel Blasewitz und anschließend im Stadtrundgang durch den Zwinger, über Theaterplatz, Taschenberg-palais, Hofkirche, Schloss, Stallhof und Fürstenzug vorbei am Neumarkt bis zur Frauenkirche. Dort tafelten wir „wie August der Starke“ in der historischen Schankwirtschaft um dann gestärkt um 20 Uhr durch den Kantor der Frauenkirche, Matthias Grünert, eine musikalische Zeitreise in das barocke Dresden von 1736 durch Bachs Orgelrecital auf der Silbermann-Orgel erleben zu dürften.

Früh am Sonntagnachmittag erreichten wir wieder die heimatlichen Rudervereine und mit gründlicher Bootspflege ging eine der erlebnisreichsten Wanderfahrten, die bei uns aufgrund der ausgewogenen Mischung aus rudersportlichen und kulturellen Ereignissen viele neue bleibende Eindrücke hinterließ, zu Ende.

Rhein statt Saar

Da die ursprünglich für das Wochenende 7. bis 8. März 2020 geplante Wellness-Tour (Saarlouis bis Konz mit Übernachtung und Wellness in Mettlach-Orscholz) dem Hochwasser auf der Saar zum Opfer fiel, ging es kurzerhand am Samstag 7. März 2020 unter NRG-Flagge mit der „Heidelberg“ auf den Rhein.


Tatkräftig unterstützt wurden die Neuwieder Ruderer Patrik und Corinna von Gunter, Burkhard (beide WSV Düsseldorf) und Ottfried (RG Lahnstein).


Die Heidelberg sollte als Fünfer ohne gerudert werden, daraus wurde aber ein „Fünfer ohne ohne“, da das Stemmbrett für die Fußsteuerung unauffindbar war. Die vier Jungs und ihr Maskottchen ließen sich dadurch jedoch nicht abhalten. Gegen 12:45 Uhr wurde bei bestem Ruderwetter zuerst einmal stromaufwärts gerudert. Nachdem das Weißenthurmer Werth umrundet war, ging es stromabwärts bei teils kräftigem Gegenwind und dem entsprechenden Wellengang Richtung Tagesziel Bonn.
Begünstigt durch das Hochwasser konnte am Hammersteiner Werth rechts anstatt wie üblich links vorbei gerudert werden. Anschließend ging es wie im Flug vorbei an Bad Breisig, der Ahrmündung und der Insel Nonnenwerth.

In die Rhein-Zeitung haben die Ruderer es dabei zum Glück nicht geschafft, denn es wurde gekonnt an der Insel Nonnenwerth vorbei gerudert, ohne einen unfreiwilligen Zwischenstopp in der dortigen Botanik einzulegen.
Um 16 Uhr wurde nach 50 km schließlich sicher am Steg der Bonner Ruder-Gesellschaft angelegt.

Da noch ein weiteres Boot aus Neuwied unterwegs war, war auch der Rücktransport der Heidelberg gesichert.
So konnten die Ruderer den Tag bei dem ein oder anderen Kölsch ausklingen lassen und mit der Deutschen Bahn gegen 18 Uhr die Heimreise antreten.

Und weil es so schön war, ging es gleich am nächsten Tag, dieses Mal unter GTRVN-Flagge mit der „Donauwelle“ erneut Richtung Bonn. Der Muskelkater wollte eben unbedingt an die frische Luft.


Ottfried ließ es sich auch am Sonntag nicht nehmen, die beiden Neuwieder Ruderer zu begleiten. So ging es also im Dreier ohne um 11:30 Uhr los. Die „Zusatzrunde“ wurde dabei ersatzlos gestrichen, um Kräfte zu sparen.


Wieder war den Ruderern der Wettergott holt. Der Gegenwind vom Vortag wurde größtenteils zum Schiebewind. Kommandos wie „Ruder halt“ und „Wellen annehmen“ kamen nicht zum Einsatz. Stattdessen wurden die Wellen mitgenommen, wo auch immer es ging. Und da die Sonne lachte, war auch die nasse Kleidung nur halb so schlimm und der Spaßfaktor umso größer.


2:45 Stunden und 45 km später erreichten die Ruderer das Ziel, den Steg der Bonner Ruder-Gesellschaft. Dieses Mal war es Patrik`s Vater, der den Bootstransfer übernahm und sowohl Boot als auch Ruderer gegen 17 Uhr wohlbehalten in Neuwied ablieferte. Die wohl verdienten Kölsch gab es dabei aus der Flasche während der Rückfahrt.

Ein insgesamt gelungenes Wochenende. Vielen Dank dafür an den Fahrtenleiter Patrik.

Corinna Schneider

Rolf Petry

So viele Erlebnisse – damit könnte man mehrere Leben füllen

Rolf Petry verstarb am 13. November 2019 im Alter von 95 Jahren. Er verbrachte sein ganzes Leben hier in Neuwied, dieser Stadt am Rhein, die er sehr liebte. Mit ihm verliert die Deichstadt einen großartigen, einen besonderen Menschen, der mit seinem Engagement, seinen Projekten, seinem Fleiß und seinem Humor das gesellschaftliche Leben in Neuwied bis heute stark geprägt hat. Als Zahnarzt Petry kannte ihn die ganze Stadt. Seine Praxis im Raiffeisenring übergab er 1998 mit 74 Jahren an seinen Nachfolger. Ein ereignisreiches Leben mit vielen Erfahrungen und Erlebnissen ist mit ihm zu Ende gegangen. Der Baum der Erinnerungen ist noch voller Leben und er lebt in den Herzen der Menschen, die ihn kannten, weiter.

Mit seiner Frau Brigitte Petry war er seit 1956 bis zu ihrem Tod am 10. August 2015 verheiratet. Sie hatten gemeinsam drei Kinder, Martina, Mathias und Michael Petry. Er pflegte viele Freizeitaktivitäten wie Rudern, Segel- und Motorfliegen und vieles mehr. Aber die Familie war sein Ruhepol und der Mittelpunkt seines Lebens. Er pflegte immer auch gesellschaftliche Kontakte und war Mitglied in vielen Neuwieder Sport- und Gesellschaftsvereinen. Vor allem war Rolf Petry jedoch ein Freund und integrer Mensch, dem man fasziniert zuhören konnte, der begeisterte und der immer wieder auch junge Menschen ansprach.

Sein Tatendrang, sein Ideenreichtum, sein großer Familiensinn, aber auch seine Weisheit werden fehlen. Er hatte ein reich erfülltes Leben mit der Stadt Neuwied im Mittelpunkt.

Rolf im Ruderboot in der Schleuse

Kindheit und Jugend

Geboren wurde Rolf Petry am 7. August 1924 in Neuwied. Rolf – schon früh handwerklich sehr aktiv, hatte immer etwas zu basteln in den geschickten Händen. Fliegen wurde zu einem Teil seines Lebens, ebenso der Wassersport und hier insbesondere das Rudern.

Der Krieg

Mit gerade 18 Jahren wurde Rolf Petry im Dezember 1942 eingezogen. Mit ihm waren damit alle Angehörigen der Familie im Krieg. Der Vater Christian, der ältere Bruder Dietrich und sogar die jüngere Schwester Ruth, alle waren eingezogen. Die Ehefrau und Mutter Frieda Petry blieb in dieser Zeit allein im Haus in der Wirtgenstraße. Sie schrieb täglich mehrere Briefe, um mit der Familie in Kontakt zu bleiben und alles zusammen zu halten. Ihre Sorge um die Gesundheit brachte die resolute und mutige Frau dazu, sogar die Tochter Ruth vorzeitig aus einer Flakstellung nach Hause zurück zu holen, gegen den Willen des dortigen Kommandanten. Der Krieg verschlug Rolf nach Frankreich, Russland und Italien. Er verlor in den Kriegswirren seine Kompanie, fand aber dennoch immer wieder zu ihr zurück. Rolf schrieb viele Details seines ereignisreichen Lebens auf, so auch über diese Zeit. Bei allem erfahrenen Leid ging der junge Mann jedoch aus dieser Katastrophe gestärkt hervor und kam zwei Jahre später, als letztes Mitglied der Familie, aus den USA wieder nach Hause zurück.

Alles was fliegt, interessierte ihn

Rolf verband sein handwerkliches Geschick mit der Begeisterung für das Fliegen. Nach der Schule baute er sich in der heimischen Werkstatt Modellflugzeuge. Seine Luftflotte bestand aus fast zwanzig flugfähigen Segelflugmodellen einer Spannweite von bis zu 1,60 m. Er lernte mit 15 Jahren das Segelfliegen im örtlichen Luftsportverein auf dem Plaidter Hummerich. Aus diesen ersten Versuchen Ende der 30er Jahre entwickelte sich nach dem Krieg ab 1957, dann als Mitglied des Luftsportvereins Neuwied, eine tiefe Leidenschaft für den Luftsport. Das Verlangen, sich den Himmel zu seiner zweiten Heimat zu machen, konnte Rolf nun endlich umsetzen. Und wie schon so oft vorher, fasste er auch dieses Projekt mit der ihm eigenen Perfektion an. Er hatte die Vision, zu den Besten zu gehören. Seinen Ehrgeiz krönte er unter anderem mit dem internationalen Segelflugleistungsabzeichen in Gold mit drei Diamanten. Die dazugehörigen Exkursionen führten ihn in das benachbarte Ausland, nach Fayence, in die Steiermark und viele andere interessante Segelfluggebiete in den Alpen.

Mit Rolf als dem Vorsitzenden des Luftsportvereins Neuwied wurde der „Sonderlandeplatz Dierdorf-Wienau“ gebaut. Das Projekt war umfangreich und komplex. Es mussten Planfeststellungs-Verfahren eingeleitet, Zuschussanträge gestellt, Baumaschinen besorgt werden und noch vieles mehr. Die Fertigstellung des Flugplatzes in Wienau war eine große Gemeinschaftsleistung mit vielen Beteiligten und mit unermüdlichem Einsatz. Der Antreiber und geschickte Verhandler, beispielsweise auch für die Fördermittel aus den Geldtöpfen des Landes, war Rolf Petry. Auch der Motorflug begeisterte ihn ab 1972 und führte ihn zusammen mit seiner lieben Frau Brigitte rund um die Welt. Dieser Sport war etwas für beide. Sie nahmen an vielen Motorflug-Reisen mit Privatmaschinen teil. Die Reisen führten sie nach Russland, mehrfach in die USA, nach Ägypten, nach Israel, nach Südafrika und auch beispielsweise mit der ganzen Familie auf die Bahamas.

Rolfs hohes Verantwortungsgefühl für die Sicherheit zeigte sich in diesem Sport in besonderer Weise. Gut voraus geplant trat er gemeinsam mit seinem Freund seine letzte Rundreise als aktiver Pilot an. Der Iberienflug in einer Privatmaschine führte die beiden von Deutschland nach Frankreich, Österreich, Italien und wurde im Mai 1988 in Wienau abgeschlossen. Danach gab Rolf seine Fluglizenz zurück und beendete nach rund 30 Jahren seine aktive Flugzeit.

Viele Ehrungen wurden ihm als Aktiver des Luftsports zuteil. Dazu gehört beispielsweise auch die silberne Daidalos Medaille des Deutschen Aero Clubs für herausragende Leistungen in der Luftfahrt und dem Luftsport auf nationaler und internationaler Ebene, aber auch die Ehrenmitgliedschaft des Luftsportvereins Neuwied.

Rolf am Steuer

Rudern, ein anderer Teil seines Lebens

Rolf hat in den mehr als 60 Jahren als Aktiver der Neuwieder Ruder-Gesellschaft sämtliche ruderbaren Gewässer in Deutschland und dem nahen Ausland kennengelernt. Er bekleidete verschiedene Ehrenämter und war von 1981  bis 1990 Vorsitzender der NRG.  Die Ruderkarriere begann von 1951 – 1954 als Regattaruderer in der Leichtgewichtsklasse. Rolf veranstaltete unzählige Wanderfahrten auf den heimischen Gewässern und nahm an sehr vielen Fahrten teil. Die meisten Gewässer kannte er wie seine Westentasche. Die Ruhe und Gelassenheit, mit der er im Boot agierte, war großartig. Rolf konnte die Flüsse, die Strömungen lesen und vorausschauend wissen, was als nächstes passieren würde. Mit ihm im Boot fühlten sich die Mitruderer immer vollkommen sicher. Ob beim samstäglichen Frühstücksrudern, das er aus der Taufe gehoben hatte, beim „Mittwochsrudern“ nach Bad Honnef oder den Wanderfahrten auf deutschen Flüssen, er war stets gut vorbereitet. Auf längeren Fahrten hatte er immer auch sein Notgepäck mit den wichtigsten Werkzeugen, einschließlich einer Ersatz-Heckschraube für alle Fälle, dabei. Jeder Rudersportler, der jemals mit ihm im Boot saß, spürte das tiefe Wissen und die große Erfahrung. Rolf wurde zwei Mal der Äquatorpreis des Deutschen Ruderverbandes verliehen, was einer Ruderleistung von jeweils über 40.000 km entsprach.

Für das große Engagement im Verein, zusammen mit der Rudererfahrung, dem Einsatz für Neumitglieder und der Ausbildung wurde Rolf nicht nur als Ehrenmitglied in der NRG ausgezeichnet, sondern er wurde auch Mitglied des Ältestenrates des Vereins.

Die letzten Jahre

Mit über 90 Jahren saß Rolf noch regelmäßig im Ruderboot, auch wenn es ihm gelegentlich schwer fiel zu gehen – einen Gehstock zur Unterstützung akzeptierte er selbstverständlich nicht. Rolf und Brigitte versorgten sich selbst. Das gealterte Ehepaar war sehr innig miteinander und die beiden ergänzten sich wunderbar. Seine geliebte Ehefrau verstarb leider im Sommer 2015.

Trotz der tiefen Trauer im Herzen über den Tod, brachte Rolf Petry erneut die Lebensenergie auf und nahm sein Leben als Witwer in die Hand. Er beteiligte sich weiterhin am gesellschaftlichen Leben der Stadt, ging regelmäßig in den Gottesdienst, besuchte Ausstellungen im Röntgenmuseum, ging zu den Abenden der Casinogesellschaft, der Ehrengarde oder dem Leseverein, nahm weiterhin an Wanderfahren teil oder traf sich mit den Ruderkameraden zu den regelmäßigen Ruderterminen. Seine Kinder unterstützen Rolf weiterhin wie vormals zu den Lebzeiten seiner Gattin nach Kräften, obwohl die drei M´s von weither anreisten. Die Dankbarkeit des Witwers, wie zuvor schon des älter gewordenen Paares, war ihnen gewiss.

Im Februar 2016 ereilte Rolf Petry ein weiterer Schicksalsschlag, gegen den er noch immer alle ihm zur Verfügung stehende Energie aufwendete. Er erlitt einen Schlaganfall mit halbseitiger Lähmung. In dessen Folge entschied er sich in den Josef-Ecker-Stift umzuziehen.

Demut lernte Rolf in diesen Jahren. Er, der sonst immer sehr genau wusste oder instinktiv ahnte, was zu tun war und es auch umgehend anging, um ein Ziel zu erreichen, der immer Pläne hatte und strategisch dachte, ohne Menschen zu benutzen, der exakt, schnell und höchst verlässlich Dinge auf den Weg brachte, war nun gehemmt von seinem eigenen Körper. Dabei ergab er sich nicht einfach in sein Schicksal, sondern akzeptierte, was ihm noch an Handlungsoptionen blieb.

Viele Freunde besuchten Rolf im Ecker-Stift, berichteten ihm von dem Leben in der Stadt, spielten mit ihm Skat. Auch zu den Pflegerinnen und Pflegern im Pflegeheim baute Rolf Petry – wie es immer schon seine Art war – gute Kontakte auf. Rolf war im besten Sinn ein Menschenfänger und konnte andere schnell zu Bekannten machen und persönliche Bande knüpfen. Dennoch sah man immer öfter die Traurigkeit in den sonst so wachen Augen.

Rolf wohnte im Josef Ecker Stift bis zu seinem Tod im Alter von 95 Jahren am 13. November 2019. Er schlief sanft ein. Die Erinnerung an ihn wird in den nachfolgenden Generationen weiter getragen.

J. Goeres-Petry

Johann Wilhelm Gaddum 75 Jahre in der NRG

Johann Wilhelm Gaddum wurde am 18.06.1930 in Berlin geboren und ist seit 75 Jahren Mitglied der Neuwieder Ruder-Gesellschaft. Beim Gründungsfest der NRG wurde ihm die Ehrennadel des Deutschen Ruderverbandes verliehen.

Mit seinen 89 Jahren war er auch dieses Jahr ein aktives Mitglied und Vorbild bei der sog. „Altherren Tour.“ Die Tour führte nach Lübeck, rund um die Altstadt und in die Peripherie bis zum Ratzeburger See. Der Bootstransport entfiel, weil die Lübecker-Rudergesellschaft drei Boote für ein geringes Entgelt zur Verfügung gestellt hatte.

Johann Wilhelm Gaddum ist bewundernswert. Er kann steuern, ganztags rudern und ist stilistisch einwandfrei. Eine außergewöhnliche Leistung für einen rheinland-pfälzischen Minister a.D. und Vizepräsidenten i.R. der Deutschen Bundesbank. Bewegung hält gesund, sagt die Schulmedizin; Rudern scheinbar bis ins hohe Alter.

Altherrentour der NRG

Unter der Leitung von Günther Steinbrecher und Dr. Walter Rohde trafen sich am 25.06. 2019 16 Mitglieder der Neuwieder Ruder-Gesellschaft frühmorgens am Andernacher Bahnhof und machten sich auf den Weg nach Lübeck. Die Routenplaner hatten bei der Lübecker Rudergesellschaft 3 Boote, Vierer mit Steuermann, reservieren lassen.

Die Bahn brachte uns mit einer Stunde Verspätung ans Ziel. Für „Alte Herren“ und vorwiegend Rentner kein Problem, wenn nicht die Klimaanlage bei über 30 Grad C ausgefallen wäre. Am Lübecker Bahnhof wurden wir von den Ruderkameraden Jochen Wolter und Jürgen Ambrassat empfangen, die uns freundlicherweise die Koffer abnahmen und für das Landkommando ein Auto zur Verfügung stellten. Noch am frühen Nachmittag erhielten wir die Schlüssel für das Bootshaus und die Boote wurden uns vorgestellt.

Der erste Tag in Lübeck endete mit einem Abendessen in der Traditionsgaststätte Schiffergesellschaft. Nebenbei bemerkt, rudern hält gesund. Der älteste Teilnehmer der Tour war 92 Jahre alt und hat nicht nur gesteuert, sondern auch ganztags gerudert.

Am ersten Ruder-Tag standen 34 Kilometer auf dem Elbe-Lübeck-Kanal auf dem Programm. Bemerkenswert, es war der heißeste Tag im Jahr. Alle hatten genügend Getränke an Bord, und zwei Schleusen sorgten auch für ausreichende Pausen. Dennoch brauchten einige am Abend sanfte Hilfe bei der aufrechten Körperhaltung. Beim Abendessen im Gasthof Brauberger waren die Krämpfe aber bald vergessen und die ersten Blasen wurden bewundert.

Am zweiten Tag wurden nur 26 km auf dem Wakenitz-Düker-Zuleitungskanal gerudert. Mittagessen in dem romantischen Fährhaus Rothenhusen. Wer wollte, machte einen Abstecher in den Ratzeburger See. Abendessen in der Lübecker Rudergesellschaft am Grill. Am 28.06. führte uns die Tour die Trave abwärts zum Schultruper Segelclub, wo wir bereits erwartet wurden. Der Abend endete im Restaurant Lübecker Kartoffelkeller.

Am letzten Tag ruderten wir die Trave 11 km aufwärts. Dann wurden die Boote mit Wasser und Seife gereinigt und die Schlüssel abgegeben. Anschließend traf man sich in einem romantischen Gasthof direkt gegenüber unserem gastgebenden Ruderclub zu einem Imbiss.Am 30.06. traten wir die Rückfahrt an und trafen zur Freude unserer Frauen zeitgerecht in Andernach ein.

Walter Messerschmidt II. Schriftwart

Hart van Holland

Jedes Jahr am Ostersamstag führt der Ruderverein Viking Utrecht eine Langstreckenregatta über einen Rundkurs durch die Holländischen Flüsse und Kanäle durch. Es geht von Utrecht über Uithoorn bis kurz vor Amsterdamm und dann zurück nach Utrecht. Die Teilnehmer müssen dabei über 90 KM rudern.

Dieses Jahr war herrlicher Sonnenschein und die NRG war natürlich wieder am Start. Die Mannschaft mit den drei NRG-Mitgliedern Michael Ehrle, Markus Müller und Stefan Verhoeven gewann das Rennen souverän. Eine zweite NRG-Mannschaft mit Frederic Schüler, Jannis Pinsdorf, Leon Lauer, Holger Scheid und Andreas Laser kam als achte Mannschaft in Ziel.