Nach der Wanderfahrt ist vor der Wanderfahrt. Die Corona-Auflagen wurden erneut gelockert. Endlich sind wieder Tagestouren mit bis zu 10 Personen möglich. So konnte auch Patrik’s alljährliche Burger-Tour von Neuwied nach Bad Honnef doch noch stattfinden.
Aber normal, also so wie immer, war es natürlich trotzdem nicht. Das dürfte Euch nach meinen bisherigen Berichten eigentlich schon im Vorfeld klar sein 😉
Zum einen konnte ich quasi hinter die Kulissen schauen, wie so eine Fahrtenplanung von Statten geht. Boote reservieren, Hänger und Vereinsbus reservieren. Teilnehmerliste erstellen, Tisch in der Burgermeisterei reservieren und Essen vorbestellen. Fahrdienst organisieren, Hänger nach Bad Honnef bringen etc.. Selbst so eine vermeintlich kurze Tages- bzw. in diesem Fall Abendtour erfordert einiges an Vorbereitung und vor allem Zeitaufwand. Hier konnte ich tatkräftig unterstützen und ich muss sagen, es macht echt Spaß, sich nicht nur einfach ins Boot zu setzen und anschließend nach einer schönen Tour wieder nach Hause zu fahren, sondern auch das ganze drum herum zu erleben.
Dass daraus noch eine besondere Burger-Tour wurde, hat etwas mit einer vollen und extrem schweren schwarzen Mülltonne zu tun. Und der Tatsache, dass man sich mit einer solchen nicht anlegen sollte, wie Patrik mittwochs vor der Burger-Tour am eigenen Leib erfahren sollte. Wenn sich ein solches Ungetüm selbständig machen will, sollte man es dies auch tun lassen, sonst endet es in der Notaufnahme. Vier offene Fingerknöchel, einmal nähen bitte und noch weitere Abschürfungen. Kein Rudern, kein Steuern möglich. Aber absagen, kam natürlich auch nicht in Frage!
Zwischenzeitlich hatten sich uns noch sechs NRGler angeschlossen, weshalb ohnehin noch mal umgeplant werden musste. So hatten wir eine Wanderfahrt in der Wanderfahrt. Einen zweiten Tisch reservieren und Essen nachträglich bestellen, war dabei natürlich ein Leichtes für mich. Dass jedoch noch sechs Personen zusätzlich nach Hause wollten, war da schon schwieriger. Bei einer reinen GTRVN-Tour hätten wir zusätzlich zu dem 9er-Bus ohnehin ein weiteres Fahrzeug oder den ÖPNV gebraucht. So kam es mir sehr recht, dass Holle sich anbot, seinen Siebensitzer zur Verfügung zu stellen.
Donnerstag abends brachten wir also Bus mit Hänger und Holle’s Auto nach Bad Honnef. Und ab da wurde es kompliziert. Patrik konnte ja nicht Rudern und nicht Steuern. Und als Fahrtenleiter mit dem Zug nachkommen…. blöd! Da kam dann Markus ins Spiel. „Ist doch kein Problem, wir kriegen den schon nach Honnef“. Gesagt getan. Die Julle also ganz normal als Doppelvierer mit Steuermann und die Rolandsbogen als Doppelvierer mit ohne Steuermann. Klingt komisch? War es auch. Markus hat die Rolandsbogen fussgesteuert und Patrik saß auf dem Steuersitz nur ohne steuern. Als Kielschwein quasi. Wobei er sich wohl eher als römischer Feldherr auf einer Sklavengaleere gefühlt haben wird, seinen Kommentaren nach zu urteilen jedenfalls. Die Zeit dazwischen überbrückte er damit, Videos unserer Ruderkünste zu drehen. Zum Glück durfte ich die Tour wenigstens noch genießen, denn natürlich wurden die Videos tags drauf analysiert und mir meine Schwächen aufgezeigt. Ganz aufdrehen, knackiger Setzen, nicht auswaschen, Rhythmus halten… Eigentlich fand ich zwar, es sah schon ganz gut aus, nur leider gibt es halt Slow-motion…. viel Arbeit kann ich dazu nur sagen….
In Bad Honnef angekommen, wurden die Boote verladen und ab ging’s eine Stunde zu früh…. Wir hatten extrem großzügig geplant oder waren einfach nur flott unterwegs, weil uns ein Gewitter im Nacken hing… In die Burgermeisterei. Das traditionelle Gruppenfoto wurde dabei ganz Corona-konform mit Mund-Nase-Maske gemacht. Aber wat mut dat mut.
Es war echt eine tolle Tour, die im nächsten Jahr ihre Fortsetzung hoffentlich wieder mit mehr Personen finden kann.
Für die Woche darauf stand die Leverkusen-Tour mit Bettina und Martin Grzembke auf dem Plan. Meine oben erwähnten Schwächen wollte ich dabei natürlich angehen. Nur leider ist es dazu nicht gekommen. Ich wurde extrem unsanft ausgebremst. Mit Schmerzen im linken Arm fuhr ich zu Ivo, meinem Arzt des Vertrauens. Nach einem Umweg über das DRK-Krankenhaus kam ich mit einem komplett gewickelten Arm wieder nach Hause. Ein Gefühl wie bei Monopoly „gehen Sie nicht über Los, begeben Sie sich direkt ins Gefängnis“. Ich hatte Ruderverbot.
Tja, nun bleibt mir nur die Hoffnung, dass ich ganz bald wieder erste Male erleben oder bereits erlerntes festigen und somit wieder Rudern kann bzw. darf.
Die Sommerwanderfahrt 2020 führte 12 Ruderfreunde/innen von NRG und GTRVN der Elbe von Melnik in der Tschechoslowakei (dort fließt die Moldau in die Elbe) bis nach Meißen. Die Hinfahrt, mit 2 Booten auf dem Hänger und 700 km Strecke eine Tagesaufgabe, wurde u. a. durch einen Halt bei der Brauerei in Pilsen unterbrochen. Die Übernachtung erfolgte in einem einfachen Hotel. Das Abendessen in der sauberen Kleinstadt mit großem Marktplatz nahmen wir nahe dem Schloss Melnik ein, es war üppig („böhmische Küche“) und preiswert. Eine Maskenpflicht bestand dort zu diesem Zeitpunkt nicht (da die Regierung die geplante Verordnung wegen massiver Proteste der Bevölkerung zurückgezogen hatte), wir hatten aber als geschlossene Gruppe einen separaten Speiseraum reserviert.
Am Sonntag stand dann die erste Tagesetappe von 27 km mit 2 Schleusen bis Raudnice bei durchwachsenem Wetter (allerdings überwiegend nur starker Bewölkung statt angekündigtem Dauerregen). Die Elbe wird in der Tschechei durch 6 Großschleusen schiffbar gehalten. Die Schleusungen verliefen alle problemlos und überwiegend angenehm zügig. Die Berufsschifffahrt beschränkt sich auf der Elbe, im Gegensatz z.B. zum Rhein auf ein Minimum, da Gütertransport auf Schiene und Straße dort kostengünstiger und schneller sind. Am späten Nachmittag bezogen wir dann das Quartier für die gesamte restliche Woche im „Landhotel Dresden“.
Der Montag war dann einer der anspruchsvollen Rudertage, denn es galt, auf der Etappe von Roudnice nach Usti nad Labem 40 km zurückzulegen und 3 Schleusen zu bewältigen. Deshalb war das üppige Picknick, von Jochen mit Unterstützung von Jürgen zur Mittagsrast beim Ruderverein Litomerice aufgebaut, besonders wichtig.
Dennoch hatten alle Rudernden rechtzeitig zum Abendessen im griechischen Restaurant Athene nahe dem Ruderverein Usti wieder großen Hunger. Die Wirtin hatte, wie bei der Vorerkundung im Monat zuvor vereinbart, extra am eigentlich freien Tag der Woche ihr Restaurant geöffnet und die Tische bogen sich unter riesigen Portionen von frittierten Sardellen, überbackenem Schafskäse, Souvlaki, Gyros mit reichlich Tsaziki und üppigen Beilagen. Die Rechnung war beschämend niedrig und konnte mit Leichtigkeit aus der Fahrtenkasse beglichen werden. Die für unsere Verhältnisse normale Trinkgeldmenge von 10% wurde mit Jubel angenommen. Unser Geburtstagskind des Tages Günter bekam noch eine Flasche Likör geschenkt, welche unerwartet die gesamte Reisedauer unangetastet überstand. Allerdings sorgte die Fahrtenleitung auch täglich für die obligatorische Weinration zum sogenannten 11 Uhr Loch und auch alle Schleusenwärter erhielten, durch unseren beweglichen Walter über die Schleusenleiter angereicht, ein Weinpräsent überreicht.
Am Dienstagvormittag durchwanderten wir dann die berühmte „Edmunds Klamm“ in Hrensko. Die Schluchten sind an 2 Stellen so eng, das kein Weiterkommen zu Fuß möglich ist und auf Flöße gewechselt wird. Nach dem obligatorischen Mittagspicknickwurde am Nachmittag die Ruderstrecke Usti – Decin (28km und die letzte Schleusung) bewältigt.
Mittwochvormittag erreichten wir dann die Deutsch-Tschechische Grenze, die auf einigen Kilometern links-elbisch noch tschechisches Gebiet umfasst. Bei Kilometer 730 endet die bis dahin absteigende Kilometrierung um dann mit Kilometer 0 auf deutschem Gebiet sich fortzusetzen. Im Kurort Rathen (km 12,5) legten wir die Boote auf der linken Elbeseite in Ufernähe ab und per Fähre ging es auf die rechte Seite wo uns um 14.30 Uhr der Raddampfer „Meissen“, vorbei an Schloss Pillnitz und vielen anderen Sehenswürdigkeiten bis zum Terrassenufer in Dresden brachte.
Diese Strecke von 39 km bis zum RC Dresden bewältigten wir dann am nächsten Tag mit den Ruderbooten. Frühmorgens genossen wir aber zuvor noch den Abstieg von der Bastei (194 mtr. über der Elbe) über die berühmte Basteibrücke. Inzwischen hatte sich Bilderbuchwetter mit strahlend blauem wolkenlosem Himmel und angenehmen Temperaturen durchgesetzt und der Blick ging weit ins Elbsandsteingebirge hinüber auf die Tafelberge, Festung Königstein, bis zu den Ausläufern des Osterzgebirges. Auf der gegenüberliegenden Elbeseite sahen wir bereits unsere Boote am Ufer, die wir dann mit der Gierfähre in Rathen wieder erreichten. Unsere „Heddesdorf“ befreite sich zwar plötzlich von der Verlängerungsleine zur Überführung von Land an die Pritsche, aber glücklicherweise fließt dort die Elbe nur träge und unser Boot war rasch wieder eingefangen. Überhaupt hatten die bewährten Obleute Klaus und Peter ihre ebenfalls erfahrenen Mannschaften im Griff und so verlief die Wanderfahrt entspannt trotz potentiell gefährlicher Gierfähren auf der Elbe.
Freitagvormittag, nach 18 km – kurzer letzter Etappe, erreichten wir den Meißner Ruderclub „Neptun“. Dort wurden die Boote abgeriggert und auf dem Hänger verladen. Am Nachmittag besichtigten wir die Weinbergskirche bei Pillnitz und bei Winzer Rogge gab es eine zünftige Weinprobe mit weitem Blick übers Land elbabwärts bis Dresden und elbaufwärts ins Elbsandsteingebirge.
Der Samstag war dann ausgewiesener „Kulturtag“, ganztägig führte uns charmant und sachkundig Frau Claudia Innerhofer vormittags durch die Festung Königstein und nachmittags per Standrundfahrt durch die Dresdner Außenbezirke und das Villenviertel Blasewitz und anschließend im Stadtrundgang durch den Zwinger, über Theaterplatz, Taschenberg-palais, Hofkirche, Schloss, Stallhof und Fürstenzug vorbei am Neumarkt bis zur Frauenkirche. Dort tafelten wir „wie August der Starke“ in der historischen Schankwirtschaft um dann gestärkt um 20 Uhr durch den Kantor der Frauenkirche, Matthias Grünert, eine musikalische Zeitreise in das barocke Dresden von 1736 durch Bachs Orgelrecital auf der Silbermann-Orgel erleben zu dürften.
Früh am Sonntagnachmittag erreichten wir wieder die heimatlichen Rudervereine und mit gründlicher Bootspflege ging eine der erlebnisreichsten Wanderfahrten, die bei uns aufgrund der ausgewogenen Mischung aus rudersportlichen und kulturellen Ereignissen viele neue bleibende Eindrücke hinterließ, zu Ende.
Seit dem 19.06.2020 besitzt die Neuwieder Ruder-Gesellschaft einen neuen getauften Zweier mit / Dreier ohne Steuermann. Das Boot ist allerdings schon eine Weile im Besitz der NRG. Als eines der letzten Boote wurde der Zweier/Dreier am 29.Februar von der Bootswerft Schellenbacher nach Neuwied überführt. Noch am selben Wochenende wurden coronabedingt die Grenzen geschlossen. Das neue Boot fand erstmal einen schönen Platz in unserer Bootshalle, denn aufgrund des „Lockdowns“ konnte es weder getauft, noch gerudert werden. Auch nach den ersten Lockerungen traute sich keiner das noch ungetaufte Boot zu rudern.
Dann endlich war es soweit. Am 19.06.2020 gab es, anstatt dem Gründungsfest, eine feierliche Bootstaufe vor dem Bootshaus. Mit genügend Abstand konnten die NRG-Mitglieder perfekt der Taufe beiwohnen.
Franklin Fleischhauer, der einen großen Anteil an der Anschaffung des neuen Bootes hatte, war Namensgeber und Taufpate. In seiner Rede erläuterte er den Namen „Fliegender Fisch“ und taufte das Boot traditionell mit Rheinwasser.
Die Jungfernfahrt trat Franklin auch direkt mit Walter Rohde und Hartmut Kosche an.
Die „Fliegender Fisch“ (alle Boote sind interessanterweise weiblich) macht Ihrem Namen alle Ehre. Bei einigen Ausfahrten, die mittlerweile stattgefunden haben, zeigten sich alle Ruderer begeistert.
Wir wünschen dem Boot „Fliegender Fisch“ allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.
Erste Male ohne Ende – oder warum eine Wanderfahrt, Wanderfahrt heißt
Nachdem ich ja
bereits mehrere Tagestouren erfolgreich gemeistert hatte, stand nun
meine erste mehrtägige „richtige“ Wanderfahrt an.
Mit der NRG und
Gästen ging es über Fronleichnam auf die Ruhr. Erste
Herausforderung und somit erstes „erstes Mal“ war
natürlich das Packen. Keine Ahnung was man dafür so alles braucht.
Es ging, dank Fahrtenleiter Watz, in eine wunderschöne Ferienwohnung
in Essen-Kupferdreh, Zeltlager für Erwachsene nur ohne Zelt also,
was die Frage Isomatte, Schlafsack und Zelt schon mal von selbst
beantwortete. Mit einer Sporttasche und meinen beiden (kleinen)
wasserdichten Tagessäcken machte ich mich also auf den Weg. Am Ende
sollte sich herausstellen, dass ich natürlich viel zu viel
dabeihatte und ich getrost den halben Hausstand hätte zu Hause
lassen können. Schließlich riechen am Ende eh alle gleich 😉
Um 9:00 Uhr traf
ich mich mit Biggi, Holle und Bernhard am Bootshaus zum Verladen der
Boote. Getreu dem Motto „viele Hände, schnelles Ende“ ging es
schon nach kurzer Zeit los Richtung Hattingen, wo wir uns mit den
restlichen Teilnehmern, Watz, Moni, Bobby und Jürgen trafen.
Weiter ging es
nach Witten, dem eigentlicher Startpunkt. Bootseinteilung, Boote zu
Wasser lassen etc. … bis dahin eigentlich nichts Außergewöhnliches.
Aber das sollte sich natürlich noch ändern. Bereits nach kurzer
Zeit erreichten wir die erste Bootsgasse. Das nächste „erste
Mal“ für diese Tour. Ein „Achtung-Schild“ jagte das
nächste. „Anfänger bitte treideln“. Anfänger bin ich, aber was
zum Henker ist treideln? Viel Zeit zum Nachdenken bekam ich nicht.
Schließlich war ich die einzige Anfängerin in der Rückenwind.
Ruder lang, grade im Boot sitzen und ab geht die Post. Hätten wir
Kirmes würde „und die nächste Fahrt geht rückwärts“ ganz gut
passen, denn sehen was passiert konnte ich logischer Weise nicht!
Heil unten angekommen, hätte ich am liebsten noch ein paar Chips
gekauft und gleich die nächsten Fahrten genossen. Aber dazu sollte
ich im Laufe der nächsten Tage ohnehin noch des Öfteren Gelegenheit
bekommen. Zur Erläuterung was denn nun Treideln bedeutet, hab ich
dann später noch gegoogelt… einen Lastkahn (also das Ruderboot)
vom Treidelpfad (der Bootsgasse) mit Menschenkraft (oder Zugtier)
stromaufwärts ziehen. Soviel dazu.
Weiter ging es
stromabwärts bis zum nächsten Hindernis, einer Schleuse. Nur
geschleust wurde da vermutlich schon länger nichts und niemand mehr.
Wir mussten also „Umtragen“. Eine Form des Ruderns, die ich bis
dato auch noch nicht kannte. Hatte auch nicht wirklich was mit Rudern
zu tun, wie man sich vorstellen kann, denn wie in dem Wort schon
deutlich zu erkennen, hatte es was mit tragen zu tun, nämlich das
Boot um die Schleuse tragen. Aber auch das war Dank der vielen Hände
ein Kinderspiel. Unterm Strich ein weiteres „erstes Mal“.
Nach 17 kurzweiligen Kilometern legten wir sicher in Hattingen an. Es folgte ein gemütlicher Grillabend in der Ferienwohnung bevor es am nächsten Morgen oder besser gesagt Mittag auf die nächste Etappe ging. Zu Anfang gleich wieder eine Bootsgasse. „Die ist breit, das könnte ungemütlich werden“. Und Kommentare wie: „Wir verabschieden uns von der Rückenwind. Einem Boot der Neuwieder Rudergesellschaft auf seiner letzten Fahrt. Bis eben war noch alles gut gegangen, aber das wird sich jetzt schlagartig ändern. Nein, was machen die denn da…“ Danke Bernie, das macht es natürlich viel einfacher! Aber ich kann Euch beruhigen, es ist alles gut gegangen! Herrliches Wetter, Sonne satt. Da wird Rudern völlig überbewertet. Machen wir doch eine Badepause. Ins Wasser zu kommen war dabei eine meiner leichtesten Übungen. Aber wie komme ich jemals wieder zurück ins Boot? Ganz einfach, hochziehen! Ja nee is klar. Das funktioniert aber nur mit einem Gegenpart… also einer Backbord und einer Steuerbord. Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Zumindest dann nicht, wenn der Gegenpart Holle heißt und (sorry Holle) gefühlt doppelt so schwer ist, also das Boot auf seine Seite zusätzlich runterzieht und es mir nicht gerade leichter macht. Wie ein gestrandeter Wal (mit diversen blauen Flecken versehen) habe ich es letztlich aber doch zurück ins Boot geschafft. Ein weiteres „erstes Mal“ auf meiner Liste und nun wurde aber gerudert. Dachte ich, denn wieso eigentlich rudern, wenn man eine Zugyacht in Sichtweite hat. Wie auch immer die Mannschaft der Lahn es geschafft hat, wir wurden die nächsten Kilometer jedenfalls gezogen. Und damit man dabei auch ein gekühltes Hopfenkaltschalengetränk genießen kann, wurde mir die Sockenkühlung empfohlen… Socke nass machen und über das jeweilige Getränk stülpen. Auch ein „erstes Mal“? Ja, irgendwie schon. Gerudert wurde an diesem Tag aber trotzdem noch. Und da so viel frische Luft hungrig macht, kehrten die „Raubeins“ am Tagesziel Essen-Kupferdreh in die Rote Mühle zum Essen ein.
Am nächsten Tag konnte ich die Gegend mal aus einer für mich neuen
Perspektive genießen, nämlich vom Steuerplatz aus. Schon wieder ein
„erstes Mal„. Ich wurde sprichwörtlich ins kalte
Wasser geworfen, da der für April angesetzte Steuermannlehrgang
leider auch Corona zum Opfer fiel. Aber so schwer kann das auf
strömungsarmem Gewässer ja nicht sein. Aus heiterem Himmel
auftauchenden „Springbojen“ konnte ich zum Glück gerade noch so
ausweichen. Dumm nur, wenn man die Kommandos im Kopf hat, sie aber
nicht ausspricht. Sie könnten ja falsch sein. Aber dafür hatte ich
ja Holle im Boot, mein Sprachrohr quasi. Es ging über den
Baldeneysee in Richtung Mülheim an der Ruhr. Viel Betrieb, Segler,
Kanuten, Tretbootfahrer, Motorboote und Personenschifffahrt. Ein
Paradies für Wassersportlicher eben. Vorfahrtsregeln beachten,
Verkehrsschilder lernen, fast wie in der Fahrschule, nur besser. Und
die Erkenntnis, dass mein Backbord eigentlich Steuerbord ist und
umgekehrt. Nachdem wir das ein oder andere Mal erneut umtragen
mussten, erreichten wir am späten Nachmittag Mülheim an der Ruhr.
Am Sonntag in
aller Herrgott‘s Früh, also um 10:30 Uhr, ging es auf unsere
letzte Etappe. Gleich zu Beginn erreichten wir eine Schleuse, die
auch tatsächlich ihrer Bestimmung nachkam, nämlich uns zu
schleusen. Das nächste „erste Mal“. Unspektakulär würde
ich es nennen. Rein in die Schleuse. Schleusentor zu. Wasser
ablassen. Schleusentor auf. Raus aus der Schleuse. Spannend geht
anders. Wir wurden vom Schleusenwärter dann noch sehr „nett“
verabschiedet, denn dies sei die einzige Schleuse, die uns schleusen
würde. Na prima. Das konnte uns die gute Stimmung jedoch trotzdem
nicht verderben. Dass der Himmel kurz drauf anfing zu weinen
ebenfalls nicht, denn wir waren ja alle gut ausgerüstet und zudem
nicht aus Zucker. Mit der Schleuse in Raffelberg wurden wir dann aber
noch kräftemäßig auf die Probe gestellt. Spätestens jetzt wusste
ich, warum eine Wanderfahrt, Wanderfahrt heißt. Hier wurde
nämlich nicht einfach nur umgetragen, sondern im wahrsten Sinne des
Wortes um die Schleuse gewandert. Letztlich haben wir es natürlich
geschafft und hätten auch alle weitesgehend trocken wieder im Boot
gesessen, wenn die Mannschaft der Rückenwind, respektive Jürgen,
nicht die Bugleine schon losgelassen hätte, bevor ich auch nur den
Hauch einer Chance hatte, ins Boot zu kommen. Aber trockene Füße
sind ja auch nur was für Anfänger. Ein, zwei kräftige Schritte mit
meinen Sambas (seitdem quietschen sie komischer Weise übrigens auch
nicht mehr) und ich bekam das Boot zu packen. Den ein oder anderen
Wackler später und auch ich saß im Boot. Nun konnten wir das letzte
Stück in Angriff nehmen. Wenn man vier Tage die ruhige Ruhr gewohnt
ist, dann kommt einem der Rhein wie ein reißender gefährlicher
Strom vor. Und vorallem war verdammt viel Betrieb, keine kleinen
Nussschalen, gefühlt riesige Pötte. Zudem kam es mir schon ein paar
Kilometer vorher schon so vor, hätte ich nicht gewusst, dass die
Ruhr in den Rhein mündet, als müsste bald die Nordsee kommen, so
windig war es. Nach der Rheinüberquerung konnten wir dann aber kurze
Zeit später an unserem Ziel in Homberg anlegen. Jetzt hätte einfach
nur noch Verladen und Heimfahren auf dem Programm gestanden, wenn
Watz den Schlüssel seines Autos nicht in Bernhards Auto in Mülheim
vergessen hätte. Aber für solche Fälle gibt es ja zum Glück
Taxis. Wir haben die Wartezeit jedenfalls sinnvoll genutzt und schon
mal die Boote geputzt, so dass wir in Neuwied auch wirklich nur noch
abladen mussten.
Eine rundum
gelungene Tour. Vielen Dank für vier wunderschöne Tage und sieben
„erste Male“.
Bin schon sehr
gespannt, was mich als nächstes erwartet….
Mein
Ruderleben verläuft aufgrund von oder gerade wegen Corona (zum
Glück) wie im Zeitraffer.
Am
4. Juli 2019 über den Schnupperkurs zur NRG gekommen und natürlich
auch Mitglied geworden, konnte ich erste Erfahrungen im
Heimatgewässer sammeln. Durch diverse glückliche Umstände und eine
Skifreizeit bin ich zwischenzeitlich auch Mitglied im GTRVN.
Zwei
Vereine, viele verschieden Boote, tolle Menschen und scheinbar
unendliche Möglichkeiten…. Erste Wander- bzw. Tagesfahrten
(Amsterdam-Light-Festival, Bonn, Bad Honnef, Boppard).
Dann
kam Corona…. Einstellung des Ruderbetriebs…. Und jetzt? Zu Hause
Ruderergometer fahren…stärker aus der Krise kommen als ich
reingegangen bin. Für die Fitness /Kraft-Ausdauer super, aber auf
Dauer doch ganz schön eintönig.
Endlich
erste Lockerungen, Einer und Zweier fahren erlaubt. Na toll und was
ist mit den Anfängern? Zum Glück fanden sich lieber Menschen
(Patrik, Biggi, Gunter…), die mich hin und wieder den Rhein hoch
und runter gezogen haben. Na ja größtenteils zumindest. Gelernt
habe ich dabei trotzdem einiges z.B. dass der Deich gefühlt 1000
Treppenstufen hat wenn man zu zweit ein Boot darüber trägt; warum
Ruderer einen immer mit der Außenseite der Hand streicheln (Blasen
über Blasen) und was man unter Ruderbräune versteht. Alles in allem
also unvergessliche Erfahrungen 😉
Anfang Mai dann etwas wirklich Neues, ein leichtes Boot, verdammt lang , schmal und wahnsinnig kibbelig. Ich musste verrückt sein. Ich saß in einem Doppelrennzweier (Albatros / GTRVN). Kam, mit Hilfe meiner menschlichen Stützräder, auch bis in den Yachthafen und zurück. Anti-Wackel-Hände-zusammen-Training Teil 1 war abgeschlossen. Das Ganze ein paar Tage später, gepaart mit einigen Stabilisierungsübungen noch einmal, Anti-Wackel-Hände-zusammen-Training Teil 2 sozusagen. Ich wurde, zumindest gefühlt, langsam sicherer. Das konnte für’s Erste wohl auch kaum getopped werden?
Oh
doch…. konnte es!!
Am 25. Mai 2020, also 10 Monate und gerade mal 400 km Rudererfahrung später, war es tatsächlich so weit. Ich sollte oder besser durfte einen Renneiner „Skiff“ (Andun / PSVK / NRG) auf der Mosel fahren. Bereits das Einsteigen war schon eine Herausforderung. Mit einer für Außenstehende vermutlich lustig anmutenden Akrobatikeinlage schaffte ich es jedoch, auf dem Rollsitz Platz zu nehmen. Wenn ein Doppelrennzweier kibblig ist, kenne ich wohl kein Wort für ein Skiff. Aber alles wird gut. Augen zu und durch. Du kannst das. Was hat dein Trainer (Patrik) immer gesagt? Plätten auf’s Wasser, Hände zusammen, Rückenlage, das macht das Boot stabil. Von wegen. Alles leichter gesagt als getan. Aber mein erklärtes Ziel für diesen Tag war ja ohnehin nur, da die Wassertemperatur nämlich wenig einladend war, nicht reinfallen! Patrik hielt mich vom Steg aus eine ganze Zeit lang fest, damit ich ein Gefühl für’s Boot bekommen und diverse Übungen absolvieren konnte. Okay das reicht dann aber auch für heute! Hey, was macht der da? Der lässt aus heiterem Himmel einfach los! Ich war auf mich alleine gestellt. Ein déjà vue, wie damals als Kind beim ersten Mal Fahrrädchen fahren ohne Stützräder…. Aber es klappte, ich fuhr…. Puh, ganz schön aufregend und vor allem keine Zeit zum Nachdenken, geschweige denn die Abendstimmung zu genießen. Ich wollte schließlich immer noch nicht reinfallen. Außerdem so schwer konnte das doch gar nicht sein. Bei anderen und auf den Videos sah das ja auch immer so spielerisch aus.
Ich schaffte es auch tatsächlich, eine anfangs noch recht wacklige, später dann stabiler werdende Runde zu drehen, kein Bad in der Mosel zu nehmen und wieder sicher am Steg anzulegen. Jetzt nur noch galant, und zwar nicht zwischen Boot und Steg, aussteigen und alles wäre perfekt. Fester Boden unter den Füßen und ein Grinsen im Gesicht, das ich wohl so schnell nicht ablegen würde. Freue mich schon auf’s nächste Mal. Danke für alles!
Da die ursprünglich für das Wochenende 7. bis 8. März 2020 geplante Wellness-Tour (Saarlouis bis Konz mit Übernachtung und Wellness in Mettlach-Orscholz) dem Hochwasser auf der Saar zum Opfer fiel, ging es kurzerhand am Samstag 7. März 2020 unter NRG-Flagge mit der „Heidelberg“ auf den Rhein.
Tatkräftig unterstützt wurden die Neuwieder Ruderer Patrik und Corinna von Gunter, Burkhard (beide WSV Düsseldorf) und Ottfried (RG Lahnstein).
Die Heidelberg sollte als Fünfer ohne gerudert werden, daraus wurde aber ein „Fünfer ohne ohne“, da das Stemmbrett für die Fußsteuerung unauffindbar war. Die vier Jungs und ihr Maskottchen ließen sich dadurch jedoch nicht abhalten. Gegen 12:45 Uhr wurde bei bestem Ruderwetter zuerst einmal stromaufwärts gerudert. Nachdem das Weißenthurmer Werth umrundet war, ging es stromabwärts bei teils kräftigem Gegenwind und dem entsprechenden Wellengang Richtung Tagesziel Bonn. Begünstigt durch das Hochwasser konnte am Hammersteiner Werth rechts anstatt wie üblich links vorbei gerudert werden. Anschließend ging es wie im Flug vorbei an Bad Breisig, der Ahrmündung und der Insel Nonnenwerth.
In die Rhein-Zeitung haben die Ruderer es dabei zum Glück nicht geschafft, denn es wurde gekonnt an der Insel Nonnenwerth vorbei gerudert, ohne einen unfreiwilligen Zwischenstopp in der dortigen Botanik einzulegen. Um 16 Uhr wurde nach 50 km schließlich sicher am Steg der Bonner Ruder-Gesellschaft angelegt.
Da noch ein weiteres Boot aus Neuwied unterwegs war, war auch der Rücktransport der Heidelberg gesichert. So konnten die Ruderer den Tag bei dem ein oder anderen Kölsch ausklingen lassen und mit der Deutschen Bahn gegen 18 Uhr die Heimreise antreten.
Und weil es so schön war, ging es gleich am nächsten Tag, dieses Mal unter GTRVN-Flagge mit der „Donauwelle“ erneut Richtung Bonn. Der Muskelkater wollte eben unbedingt an die frische Luft.
Ottfried ließ es sich auch am Sonntag nicht nehmen, die beiden Neuwieder Ruderer zu begleiten. So ging es also im Dreier ohne um 11:30 Uhr los. Die „Zusatzrunde“ wurde dabei ersatzlos gestrichen, um Kräfte zu sparen.
Wieder war den Ruderern der Wettergott holt. Der Gegenwind vom Vortag wurde größtenteils zum Schiebewind. Kommandos wie „Ruder halt“ und „Wellen annehmen“ kamen nicht zum Einsatz. Stattdessen wurden die Wellen mitgenommen, wo auch immer es ging. Und da die Sonne lachte, war auch die nasse Kleidung nur halb so schlimm und der Spaßfaktor umso größer.
2:45 Stunden und 45 km später erreichten die Ruderer das Ziel, den Steg der Bonner Ruder-Gesellschaft. Dieses Mal war es Patrik`s Vater, der den Bootstransfer übernahm und sowohl Boot als auch Ruderer gegen 17 Uhr wohlbehalten in Neuwied ablieferte. Die wohl verdienten Kölsch gab es dabei aus der Flasche während der Rückfahrt.
Ein insgesamt gelungenes Wochenende. Vielen Dank dafür an den Fahrtenleiter Patrik.
So viele Erlebnisse – damit könnte man mehrere Leben füllen
Rolf Petry verstarb am 13. November 2019 im Alter von 95 Jahren. Er verbrachte sein ganzes Leben hier in Neuwied, dieser Stadt am Rhein, die er sehr liebte. Mit ihm verliert die Deichstadt einen großartigen, einen besonderen Menschen, der mit seinem Engagement, seinen Projekten, seinem Fleiß und seinem Humor das gesellschaftliche Leben in Neuwied bis heute stark geprägt hat. Als Zahnarzt Petry kannte ihn die ganze Stadt. Seine Praxis im Raiffeisenring übergab er 1998 mit 74 Jahren an seinen Nachfolger. Ein ereignisreiches Leben mit vielen Erfahrungen und Erlebnissen ist mit ihm zu Ende gegangen. Der Baum der Erinnerungen ist noch voller Leben und er lebt in den Herzen der Menschen, die ihn kannten, weiter.
Mit seiner Frau Brigitte Petry war er seit 1956 bis zu ihrem Tod am 10. August 2015 verheiratet. Sie hatten gemeinsam drei Kinder, Martina, Mathias und Michael Petry. Er pflegte viele Freizeitaktivitäten wie Rudern, Segel- und Motorfliegen und vieles mehr. Aber die Familie war sein Ruhepol und der Mittelpunkt seines Lebens. Er pflegte immer auch gesellschaftliche Kontakte und war Mitglied in vielen Neuwieder Sport- und Gesellschaftsvereinen. Vor allem war Rolf Petry jedoch ein Freund und integrer Mensch, dem man fasziniert zuhören konnte, der begeisterte und der immer wieder auch junge Menschen ansprach.
Sein Tatendrang, sein Ideenreichtum, sein großer Familiensinn, aber auch seine Weisheit werden fehlen. Er hatte ein reich erfülltes Leben mit der Stadt Neuwied im Mittelpunkt.
Rolf im Ruderboot in der Schleuse
Kindheit und Jugend
Geboren wurde Rolf Petry am 7. August 1924 in Neuwied. Rolf – schon früh handwerklich sehr aktiv, hatte immer etwas zu basteln in den geschickten Händen. Fliegen wurde zu einem Teil seines Lebens, ebenso der Wassersport und hier insbesondere das Rudern.
Der Krieg
Mit gerade 18 Jahren wurde Rolf Petry im Dezember 1942 eingezogen. Mit ihm waren damit alle Angehörigen der Familie im Krieg. Der Vater Christian, der ältere Bruder Dietrich und sogar die jüngere Schwester Ruth, alle waren eingezogen. Die Ehefrau und Mutter Frieda Petry blieb in dieser Zeit allein im Haus in der Wirtgenstraße. Sie schrieb täglich mehrere Briefe, um mit der Familie in Kontakt zu bleiben und alles zusammen zu halten. Ihre Sorge um die Gesundheit brachte die resolute und mutige Frau dazu, sogar die Tochter Ruth vorzeitig aus einer Flakstellung nach Hause zurück zu holen, gegen den Willen des dortigen Kommandanten. Der Krieg verschlug Rolf nach Frankreich, Russland und Italien. Er verlor in den Kriegswirren seine Kompanie, fand aber dennoch immer wieder zu ihr zurück. Rolf schrieb viele Details seines ereignisreichen Lebens auf, so auch über diese Zeit. Bei allem erfahrenen Leid ging der junge Mann jedoch aus dieser Katastrophe gestärkt hervor und kam zwei Jahre später, als letztes Mitglied der Familie, aus den USA wieder nach Hause zurück.
Alles was fliegt, interessierte ihn
Rolf verband sein handwerkliches Geschick mit der Begeisterung für das Fliegen. Nach der Schule baute er sich in der heimischen Werkstatt Modellflugzeuge. Seine Luftflotte bestand aus fast zwanzig flugfähigen Segelflugmodellen einer Spannweite von bis zu 1,60 m. Er lernte mit 15 Jahren das Segelfliegen im örtlichen Luftsportverein auf dem Plaidter Hummerich. Aus diesen ersten Versuchen Ende der 30er Jahre entwickelte sich nach dem Krieg ab 1957, dann als Mitglied des Luftsportvereins Neuwied, eine tiefe Leidenschaft für den Luftsport. Das Verlangen, sich den Himmel zu seiner zweiten Heimat zu machen, konnte Rolf nun endlich umsetzen. Und wie schon so oft vorher, fasste er auch dieses Projekt mit der ihm eigenen Perfektion an. Er hatte die Vision, zu den Besten zu gehören. Seinen Ehrgeiz krönte er unter anderem mit dem internationalen Segelflugleistungsabzeichen in Gold mit drei Diamanten. Die dazugehörigen Exkursionen führten ihn in das benachbarte Ausland, nach Fayence, in die Steiermark und viele andere interessante Segelfluggebiete in den Alpen.
Mit Rolf als dem Vorsitzenden des Luftsportvereins Neuwied wurde der „Sonderlandeplatz Dierdorf-Wienau“ gebaut. Das Projekt war umfangreich und komplex. Es mussten Planfeststellungs-Verfahren eingeleitet, Zuschussanträge gestellt, Baumaschinen besorgt werden und noch vieles mehr. Die Fertigstellung des Flugplatzes in Wienau war eine große Gemeinschaftsleistung mit vielen Beteiligten und mit unermüdlichem Einsatz. Der Antreiber und geschickte Verhandler, beispielsweise auch für die Fördermittel aus den Geldtöpfen des Landes, war Rolf Petry. Auch der Motorflug begeisterte ihn ab 1972 und führte ihn zusammen mit seiner lieben Frau Brigitte rund um die Welt. Dieser Sport war etwas für beide. Sie nahmen an vielen Motorflug-Reisen mit Privatmaschinen teil. Die Reisen führten sie nach Russland, mehrfach in die USA, nach Ägypten, nach Israel, nach Südafrika und auch beispielsweise mit der ganzen Familie auf die Bahamas.
Rolfs hohes Verantwortungsgefühl für die Sicherheit zeigte sich in diesem Sport in besonderer Weise. Gut voraus geplant trat er gemeinsam mit seinem Freund seine letzte Rundreise als aktiver Pilot an. Der Iberienflug in einer Privatmaschine führte die beiden von Deutschland nach Frankreich, Österreich, Italien und wurde im Mai 1988 in Wienau abgeschlossen. Danach gab Rolf seine Fluglizenz zurück und beendete nach rund 30 Jahren seine aktive Flugzeit.
Viele Ehrungen wurden ihm als Aktiver des Luftsports zuteil. Dazu gehört beispielsweise auch die silberne Daidalos Medaille des Deutschen Aero Clubs für herausragende Leistungen in der Luftfahrt und dem Luftsport auf nationaler und internationaler Ebene, aber auch die Ehrenmitgliedschaft des Luftsportvereins Neuwied.
Rolf am Steuer
Rudern, ein anderer Teil seines Lebens
Rolf hat in den mehr als 60 Jahren als Aktiver der Neuwieder Ruder-Gesellschaft sämtliche ruderbaren Gewässer in Deutschland und dem nahen Ausland kennengelernt. Er bekleidete verschiedene Ehrenämter und war von 1981 bis 1990 Vorsitzender der NRG. Die Ruderkarriere begann von 1951 – 1954 als Regattaruderer in der Leichtgewichtsklasse. Rolf veranstaltete unzählige Wanderfahrten auf den heimischen Gewässern und nahm an sehr vielen Fahrten teil. Die meisten Gewässer kannte er wie seine Westentasche. Die Ruhe und Gelassenheit, mit der er im Boot agierte, war großartig. Rolf konnte die Flüsse, die Strömungen lesen und vorausschauend wissen, was als nächstes passieren würde. Mit ihm im Boot fühlten sich die Mitruderer immer vollkommen sicher. Ob beim samstäglichen Frühstücksrudern, das er aus der Taufe gehoben hatte, beim „Mittwochsrudern“ nach Bad Honnef oder den Wanderfahrten auf deutschen Flüssen, er war stets gut vorbereitet. Auf längeren Fahrten hatte er immer auch sein Notgepäck mit den wichtigsten Werkzeugen, einschließlich einer Ersatz-Heckschraube für alle Fälle, dabei. Jeder Rudersportler, der jemals mit ihm im Boot saß, spürte das tiefe Wissen und die große Erfahrung. Rolf wurde zwei Mal der Äquatorpreis des Deutschen Ruderverbandes verliehen, was einer Ruderleistung von jeweils über 40.000 km entsprach.
Für das große Engagement im Verein, zusammen mit der Rudererfahrung, dem Einsatz für Neumitglieder und der Ausbildung wurde Rolf nicht nur als Ehrenmitglied in der NRG ausgezeichnet, sondern er wurde auch Mitglied des Ältestenrates des Vereins.
Die letzten Jahre
Mit über 90 Jahren saß Rolf noch regelmäßig im Ruderboot, auch wenn es ihm gelegentlich schwer fiel zu gehen – einen Gehstock zur Unterstützung akzeptierte er selbstverständlich nicht. Rolf und Brigitte versorgten sich selbst. Das gealterte Ehepaar war sehr innig miteinander und die beiden ergänzten sich wunderbar. Seine geliebte Ehefrau verstarb leider im Sommer 2015.
Trotz der tiefen Trauer im Herzen über den Tod, brachte Rolf Petry erneut die Lebensenergie auf und nahm sein Leben als Witwer in die Hand. Er beteiligte sich weiterhin am gesellschaftlichen Leben der Stadt, ging regelmäßig in den Gottesdienst, besuchte Ausstellungen im Röntgenmuseum, ging zu den Abenden der Casinogesellschaft, der Ehrengarde oder dem Leseverein, nahm weiterhin an Wanderfahren teil oder traf sich mit den Ruderkameraden zu den regelmäßigen Ruderterminen. Seine Kinder unterstützen Rolf weiterhin wie vormals zu den Lebzeiten seiner Gattin nach Kräften, obwohl die drei M´s von weither anreisten. Die Dankbarkeit des Witwers, wie zuvor schon des älter gewordenen Paares, war ihnen gewiss.
Im Februar 2016 ereilte Rolf Petry ein weiterer Schicksalsschlag, gegen den er noch immer alle ihm zur Verfügung stehende Energie aufwendete. Er erlitt einen Schlaganfall mit halbseitiger Lähmung. In dessen Folge entschied er sich in den Josef-Ecker-Stift umzuziehen.
Demut lernte Rolf in diesen Jahren. Er, der sonst immer sehr genau wusste oder instinktiv ahnte, was zu tun war und es auch umgehend anging, um ein Ziel zu erreichen, der immer Pläne hatte und strategisch dachte, ohne Menschen zu benutzen, der exakt, schnell und höchst verlässlich Dinge auf den Weg brachte, war nun gehemmt von seinem eigenen Körper. Dabei ergab er sich nicht einfach in sein Schicksal, sondern akzeptierte, was ihm noch an Handlungsoptionen blieb.
Viele Freunde besuchten Rolf im Ecker-Stift, berichteten ihm von dem Leben in der Stadt, spielten mit ihm Skat. Auch zu den Pflegerinnen und Pflegern im Pflegeheim baute Rolf Petry – wie es immer schon seine Art war – gute Kontakte auf. Rolf war im besten Sinn ein Menschenfänger und konnte andere schnell zu Bekannten machen und persönliche Bande knüpfen. Dennoch sah man immer öfter die Traurigkeit in den sonst so wachen Augen.
Rolf wohnte im Josef Ecker Stift bis zu seinem Tod im Alter von 95 Jahren am 13. November 2019. Er schlief sanft ein. Die Erinnerung an ihn wird in den nachfolgenden Generationen weiter getragen.
Am 29.10.2019 trafen sich sieben Ruderer der Neuwieder Ruder-Gesellschaft, um die Saison mit dem traditionellen Abrudern zu beenden. Trotz Regen und einem Kälteeinbruch ging es in einem Dreier und einem Vierer von Boppard nach Neuwied. I. Bei der Lahnsteiner Rudergesellschaft gab es einen kurzen Zwischenstopp, um sich erstmal zu stärken und sich aufzuwärmen. Zwei weitere Ruderinnen stiegen trotz des schlechten Wetters noch mit ins Boot, um die Mannschaft auf der zweiten Hälfte der Rudertour nach Neuwied zu unterstützen. Nach insgesamt 40 km erreichten die mittlerweile neun Ruderer das Bootshaus am Pegelturm. Bei Kaffee und Kuchen wurde der Tag gemütlich beendet.
Es war ein Ruderfest der besonderen Sorte, die EuropäischeRheinRegatta 2019. Die #eurega ist eine Veranstaltung des Bonner Ruder-Vereins 1882 e.V., bei der sich immer am ersten Maiwochenende Ruderinnen und Ruderer in verschiedensten Bootsklassen auf die Langstrecke von St. Goarshausen, oder auf die „kurze“ Strecke von #Neuwied nach Bonn auf den Weg machen.
Renngemeinschaft NRG/ KCfW Gesamtsieger auf der Strecke Neuwied-Bonn v.l.n.r.: Lukas Hesselmann, Leon Lauer, Lina Zabawa, Paul Hillenberg, Jannis Pinsdorf
In diesem Jahr hatten alle Wettervorhersagen durchgehend mindestens Regen versprochen. Am Ende gab es einen ziemlich anstrengenden Mix aus Wind, Graupel und Regen, der sich abwechselte mit lockerer Berwölkung; gelegentlich schaute auch die Sonne durch. Unter diesen Bedingungen war es für die Ruderinnen und Ruderer sehr anstrengend, aber insbesondere den Steuerleuten wurde bei eher frostigem Wetter hohe Konzentration und Durchhaltevermögen abgefordert.
Team „NRG Mädels“ Siegerinnen in dem Rennen Juniorinnen B v.l.n.r.: Antonia Boden, Stf. Birgit Odrosek, Magdalena Hilberth, Julia Hardt, Anika Schuth
Es war war auch ein erfolgreicher Rudertag. Nicht nur, dass auf dieser wunderschönen Strecke alle 75 Boote unversehrt ankamen und sich kein Sportler verletzte, sondern insbesondere auch für die Neuwieder Mitausrichter und die Ruderteams von der NRG. Gestartet war die #Neuwieder-RG in drei Bootsklassen und alle drei Teams haben schließlich in ihren Klassen gewonnen.
Mannschaft „NRG Riemen“ Sieger im offenen Riemenvierer v.l.n.r.: Andreas Laser, Frederic Schüler, Stf. Martina Petry, André Gerlach, Holger Scheid Renngemeinschaft KCfW/ GTRVN/ CRC / WfH / NRG v.l.n.r.: Ingmar Schulz, Michael Ehrle, Markus Müller, Stf. Anne Lang, Stefan Verhoeven 2. Platz in der Gesamtwertung auf der Strecke St. Goar-Bonn
Über 40 Mitglieder der Neuwieder Ruder-Gesellschaft nahmen an der diesjährigen Jahreshauptversammlung des Vereins teil. Auf dieser jährlichen Mitgliederversammlung legt der Vorstand Rechenschaft über seine Arbeit im vergangenen Jahr ab und die Jahresrechnung wird vorgestellt. Im Anschluss werden mit den Wahlen zum Vorstands- und Beirats sowie mit der Festlegung des Etats die wichtigen Weichen für das neue Geschäftsjahr gelegt.
Wie der Schatzmeister Martin Lang berichtet steht der Verein finanziell solide und netto ohne Schulden da. Die erlaubt es, in 2019 einen neues Ruderboot aus Vereinsmitteln anzuschaffen, was einstimmig beschlossen wurde.
Auf der Jahreshauptversammlung der standen der Vorstand, der Beirat und die Rechnungprüfer zur Wahl. Satzungsgemäß wurde dabei nur ein Teil neu für zwei Jahre gewählt, die anderen Posten sind turnusmäßig nächstes Jahr wieder dran. Alle Kandidaten wurden einstimmig gewählt, wobei es gute Tradition im Verein ist, dass sich die Betroffenen enthalten.